Wie wurde der Bibelkanon gebildet?
Die Kanonbildung war für das Alte wie das Neue Testament ein Prozess über eine längere Zeit, in dem festgelegt wurde, welche der Texte zum anerkannten Kanon gehören sollten.
Das Alte Testament war schon zur Zeit des Neuen Testaments eine Schrift auf die Jesus oder die Apostel Bezug nahmen (Mt 5,18).
Die Kanonbildung des Neuen Testamentes begann im Grunde schon zu Jesu Zeiten insofern als Jesus seinen Jüngern auftrug, sie sollten seine Worte weitergeben (Lk 24,46-48; Mt 28,20). Dies ist schließlich in den 4 Evangelien nachzulesen, deren Niederschrift durch den Heiligen Geist geführt und begleitet wurde (Joh 16,12.13). Die Paulusbriefe wiederum wurden schon zu dessen Lebzeiten von Gemeinde zu Gemeinde weitergegeben und dort öffentlich vorgelesen (Kol 4,16; 2.Thess 5,27) und waren für die damaligen Christen Maßstab für Glauben und Leben. Auch Petrus verwies schon auf die Briefe des Paulus als „Schrift“ (2.Petr 3,16)
Bereits Ende des 2. Jahrhunderts waren die meisten der Schriften, die von Mitte bis Ende des 1. Jahrhunderts entstanden sind, allgemein verbreitet und als von Gott inspirierte Schriften anerkannt. Teilweise angezweifelt, aber schließlich doch anerkannt wurden: Hebräer, Jakobus. 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Judas und die Offenbarung. Spätestens mit dem Osterfestbrief des Bischofs Athanasius von Alexandrien (367 n Chr), in dem er alle heutigen 27 Bücher des Neuen Testaments erwähnt, wurden alle diese Bücher als gültiger Teil des Bibelkanons anerkannt und gehören bis heute in fast allen christlichen Konfessionen dazu.
Der Auswahl lagen folgende Kriterien zugrunde:
- Apostolizität: die Schrift musste mit der Lehre der Apostel über Christus übereinstimmen. Mit dem Tod der Apostel, der Augenzeugen von Jesu Leben, sah man auch die Offenbarung als abgeschlossen an.
- Katholizität: „katholisch“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „das Ganze, die Allgemeinheit betreffend“. Die Schriften sollten also keine privaten Verlautbarungen sein, sondern Schriften, die für die ganze „allgemeine“ Kirche bestimmt bzw. wichtig waren.
- Autopistie: man prüfte an den Texten, ob sie für sich selbst zeugen, sodass der Heilige Geist beim Lesen die Autorität dieser Schriften bestätigte.
Da sich diese 3 Kriterien jedoch nicht für alle Schriften gleich eindeutig feststellen ließen, war die Festlegung des Kanons auch eine Entscheidung der Kirche unter der Führung des Heiligen Geistes.
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