Über das Sakrament des Abendmahls

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Ein Sakrament definieren wir wie folgt:

  • Es ist eine Handlung, die von Jesus selbst eingesetzt wurde;
  • es steht in direktem Zusammenhang mit unserer Errettung;
  • Jesus befahl seinen Jüngern ausdrücklich, es zu praktizieren.

Die Wahre Jesus Gemeinde hat drei Sakramente, welche auf den Lehren Christi und der Apostel beruhen. Das Heilige Abendmahl ist eines dieser Sakramente.

Das Sakrament des Abendmahls besteht aus zwei Komponenten. Paulus bezeichnete den Kelch als “die Gemeinschaft des Blutes Christi” und das Brot als “die Gemeinschaft des Leibes Christi” (1. Kor 10,16). Das griechische Wort für Gemeinschaft bedeutet auch soviel wie “Gemeinschaft haben”, “teilhaben” und “teilen”. Die Verwendung des Begriffs – das Abendmahl des Herrn – zur Bezeichnung des Abendmahls findet sich nur in 1. Korinther 11,20. Andere Begriffe sind der Tisch des Herrn (aus 1. Kor 10,21) und die Eucharistie (vom griechischen Wort für “Danksagung”; Lk 22,17.19; 1. Kor 11,24). Einige glauben, dass sich der Ausdruck “das Brot brechen” (Apg 2,42.46; 20,7.11) wahrscheinlich auf den Empfang des Abendmahls des Herrn mit einer gemeinsamen Mahlzeit bezieht, das als Liebesmahl bekannt ist (Judas 12).

Ursprung

Die Einsetzung des Abendmahls (Mt 26,17-30; Mk 14,12-26; Lk 22,1-23; 1 Kor 11,23-25) fand in der Nacht vor Jesu Tod statt, bei einer Mahlzeit, die gemeinhin als das Abendmahl bekannt ist. Manche vermuten, dass es das jüdische Passamahl gewesen sein könnte, das von Gott erstmals zu den Zeiten Moses eingesetzt wurde (2. Mo 12,1-14; 4. Mo 9,1-5), obwohl darüber nach wie vor kein Konsens besteht. Unstrittig ist jedoch, dass das Abendmahl zur Zeit des Passafestes eingeführt wurde (Lk 22,17).

Jesus selbst ist das Passalamm (1. Kor 5,7). Die Einsetzung des Abendmahls während des Passafestes veranschaulicht das Leiden und Sterben Jesu. Das Schlachten eines Lammes am Passafest bewahrte das Volk Israel vor der Tötung ihrer Erstgeborenen, wohingegen die ägyptischen Erstgeborenen alle getötet wurden. Der Todesengel zog an allen mit Blut markierten Haustüren vorbei. Durch das Opfer des Lammes hatten sie Frieden, Schutz und Erlösung erlangt. Analog dazu bewahrt uns der Tod Jesu vor dem ewigen Tod.

Der Leib und das Blut Jesu

Jesu Worte beim Abendmahl, wie sie in allen drei Evangelien berichtet werden, bezeugen unzweifelhaft, dass das Brot und der Kelch tatsächlich sein Leib und sein Blut sind (Mt 26,26-29; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20). Paulus bestätigt, dass er die Lehre über das Abendmahl direkt vom Herrn empfangen hat (1. Kor 11,23). Was er der Kirche in Korinth schreibt, ist im Grunde eine Wiederholung der Worte Christi beim Abendmahl (1. Kor 11,24-25) – sie stimmen miteinander überein.

Es war für die Verfasser der Evangelien und die Apostel augenscheinlich kein Problem, die Lehre Jesu zu verstehen. Nach der ersten Jahrhundertwende, insbesondere nach dem Tod aller Apostel, tat sich die Kirche jedoch schwer, das  Abendmahl zu verstehen. Nachdem der Heilige Geist die Kirche verlassen hatte, entstanden rasch unterschiedliche Denkschulen mit komplexen Erklärungen, die schließlich die eigentliche Lehre des Herrn unkenntlich machten. Zu diesen unterschiedlichen Konzepten gehören die Transsubstantiation und Konsubstantiation.

Transsubstantiation, ein in der römisch-katholischen Theologie verwendeter Begriff, ist die Umwandlung von “Brot und Wein” in Fleisch und Blut Christi, auch wenn die Elemente gleich zu bleiben scheinen. Das Konzept der Konsubstantiation wurde von Martin Luther entwickelt, der glaubte, dass der Leib und das Blut Christi wirklich “in, mit und unter” Brot und Wein vorhanden sind. Die Elemente verwandeln sich jedoch nicht wirklich in den Leib und das Blut Christi.

Wie erklären wir also das Geheimnis des Abendmahls? Materiell bleiben Brot und Kelch (Saft) nach der Segnung unverändert. Aber im Geist sind Brot und Saft der Leib bzw. das Blut Jesu. Der Hauptunterschied zwischen der Auffassung der Wahren Jesus Gemeinde und der Sicht der anderen ergibt sich aus dem Verständnis des Wirkens des Heiligen Geistes: “Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.” (Joh 6,63). Nach Ansicht der Wahren Jesus Gemeinde ist es der Geist Gottes, der den Unterschied macht – ohne die Gegenwart des Geistes würde keine Verwandlung stattfinden; und erst im Geist werden diese gewöhnlichen Elemente zum Leib und Blut Christi.

Wenn wir der biblischen Lehre glauben und sie genau befolgen, lassen wir den Geist wirken; er schenkt uns geistliches Leben durch unsere Teilnahme am Abendmahl. Dies lässt sich am Beispiel der Taufe näher erläutern. Während der Taufe bleibt das Wasser physisch gesehen weiterhin nur Wasser. Mit der Gegenwart des Heiligen Geistes verwandelt sich jedoch das Wasser zum Blut Jesu zur Vergebung der Sünden. Ja, es ist die Gegenwart des Geistes, welche die Elemente verwandelt und damit eine geistliche Wirkung hat.

Teilhabe am Fleisch und Blut Jesu

Nach der Bekehrung wird uns ein neues Leben geschenkt. Indem wir an Leib und Blut Christi teilhaben, wird dieses Leben bis in die Ewigkeit ausgeweitet. Die Ausdehnung des Zeitlichen ins Ewige ist jedoch nur durch das Wirken des Geistes möglich.

Entscheidend ist, dass wir auf das Wirken des Geistes antworten, indem wir uns im Herrn heilig halten, während wir auf sein zweites Kommen warten. Auf diese Weise endet unser Leben nicht nach dem körperlichen Tod. Wenn wir mit der Hilfe des Heiligen Geistes im Herrn bleiben, werden wir am letzten Tag auferweckt werden, um das ewige Leben zu empfangen (Joh 6,53-57.61-63). Deshalb sagt Jesus: Wer sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, der wird das ewige Leben haben (Joh 6,54).

Die Teilnahme am Abendmahl befähigt uns auch, im Herrn zu bleiben: “Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.” (Joh 6,56). Diese Beziehung gilt in dreifacher Hinsicht:

Die Bibel sagt, dass Jesus uns sein Leben geschenkt hat. Der Akt des Schenkens geschieht durch den Geist, wenn wir an seinem Fleisch und Blut teilhaben. Die untrennbare Beziehung mit Christus spiegelt sich in unserem jetzigen Leben wider: unser Leben ist das Leben Christi und ist Christus selbst.

Indem wir am Abendmahl teilnehmen, haben wir Teil an Jesus. Wir leben sein Leben, weil er in uns lebendig ist (Joh 6,57-58). Das unaufhörliche Wirken des Geistes in uns stärkt und erhält uns,  indem das Wort Gottes in unseren Herzen bewahrt wird.

Die Teilnahme am Abendmahl ist unsererseits eine bewusste Entscheidung, in Jesus zu bleiben. In Ihm zu bleiben verlangt von uns, an der Wahrheit festzuhalten, was wiederum die Gegenwart des Geistes in unserem Leben verstärkt (Joh 15,7). Sein Wort in allen Bereichen unseres Lebens umzusetzen heißt letztlich, das Leben Christi nachzuahmen, welches er in dieser Welt lebte.

Die Bedeutung des Abendmahls 

Das Abendmahl ist eine stete Erinnerung an den Tod Christi, und zwar insbesondere an folgende zwei Aspekte davon: Der eine ist die große Liebe Christi, sichtbar an seinem  bedingungslosen Opfer seines Lebens (Röm 5,6-11). Es war nicht nur der körperliche Tod, den er erlitt (Mt 10,28; Lk 12,49-50; Mt 16,21; Joh 12,23-25; Hebr 10,5; Mt 20,28). Vielmehr musste er auch die qualvolle Erfahrung machen, von Gott verlassen zu werden, während er die Sünden der Menschheit auf sich nahm (Hebr 2,9). Solch erlösende Liebe kann niemand zurückzahlen.

Der zweite Aspekt betrifft wie wir – im Wissen darum, dass Er freiwillig für unsere Sünden gestorben ist – nun für Ihn und nicht mehr für uns selbst leben. Sein bedingungsloses Opfer gibt uns Kraft, welche uns dazu befähigt, Ihm treu zu dienen, und seinen Willen zu tun. Wie Paulus (vgl. Gal 2,20-21) werden wir durch die Teilnahme am Abendmahl in der Wahrheit und im Geist gestärkt und zusätzlich motiviert, uns zu verbessern, um den göttlichen Plan, den er für uns und seine Gemeinde hat, zu erfüllen.

Was genau ist dieser Plan? In seinem Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt Paulus mit klaren Worten: Wir verkündigen den Tod des Herrn, bis er kommt (1. Kor 11,26). Die direkteste und wichtigste Botschaft dieser zeitlosen Ermahnung ist unser Auftrag, der ungläubigen Welt eine helfende Hand zu reichen. Missionsarbeit sollte immer die oberste Priorität auf der langen Liste der Arbeiten in der Gemeinde  sein. Nichts kann und sollte sie je ersetzen. Unter allen Umständen muss die Gemeinde daran festhalten, das ihr anvertraute Evangelium der Erlösung zu verkünden.

Wer darf nicht am Abendmahl teilnehmen?

Nach der Segnung ist das Abendmahl nunmehr der Leib und das Blut Christi. Im Geist ist das gesegnete Brot der Leib (1 Kor 11,24). Der Leib Christi ist die Gemeinde. Diese Tatsache allein schließt schon all jene vom Abendmahl aus, die nicht getauft sind, da sie keine Glieder des Leibes Christi sind. Jesus sagt auch, dass der Kelch der neue Bund in seinem Blut ist (1. Kor 11,25), das er zur Vergebung der Sünden vergossen hat (Mt 26,28). Eine ungetaufte Person, deren Sünden noch nicht vergeben worden sind, kann folglich nicht am Abendmahl teilnehmen.

Darüber hinaus erlangen wir durch die Einnahme des Abendmahls das ewige Leben (Joh 6,54), was nur möglich ist, wenn wir mit Christus lebendig gemacht worden sind. Wenn ein Mensch die Taufe in der Gegenwart des Geistes empfängt, wird er vom geistlichen Tod auferweckt (Röm 6,3-5; 8,11). Im Lichte des Opfertodes Christi wäre es daher inkonsequent, Nicht-Getauften die Teilnahme am Abendmahl zu gewähren, da sie sich noch nicht dafür entschieden haben, durch die Taufe in Christus sein zu wollen.

Feierliche Andacht ist die wohl angemessenste Einstellung gegenüber Sakramenten, insbesondere für jenes, in dem des großen Opfers Christi gedacht wird. Diejenigen, die am Abendmahl teilnehmen, sollen sich selbst zu prüfen – ein weiterer Hinweis darauf, dass das Abendmahl nicht beiläufig oder leichtfertig eingenommen werden darf. Nach Paulus ist jeder, der das Abendmahl auf unwürdige Weise einnimmt, am Leib und Blut des Herrn schuldig (1. Kor 11,27). Schließlich wird vor dem Abendmahl um Vergebung der Sünden gebeten. Die aufschlussreichen Beispiele in der Gemeinde in Korinth sind dafür eine ernste Warnung – einige wurden krank und starben sogar, weil sie das Abendmahl auf die leichte Schulter genommen hatten (1 Kor 11,30).

Auf der Grundlage der obigen Lehre des Paulus ist es außerdem biblisch begründet, solchen, die Todsünden begangen haben, vom Abendmahl abzuraten. Wer eine Todsünde begangen hat, hat sich selbst vom Leben Christi und von seinem Leib, der Gemeinde, getrennt. Sollte jemand, der sich von Christus abgewandt hat, am Leib und Blut Christi teilhaben? Dies wäre gleichbedeutend damit, den Leib und das Blut Christi als unrein zu behandeln (vgl. Hebr 10,29) und dem Opfer Christi nicht die gebührende Ehre zu erweisen – in den Augen Gottes eine Lästerung.

Zusammenfassung

Das Abendmahl geht über die reine Formalität eines Rituals hinaus. Im Abendmahl nimmt man das Fleisch und Blut Christi in der Gegenwart des Heiligen Geistes ein. Das Leben, das durch die Teilnahme am Abendmahl verliehen wird, ist ewig und nur den getauften Gemeindemitgliedern vorbehalten. Diejenigen, die durch die Taufe zum Leib Christi gehören (1. Kor 12,12; Gal 3,27), sind vom geistlichen Tod auferweckt. Sie sind aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichts gebracht worden und von den Fesseln der Sünde befreit. Sie sind daher berechtigt am Abendmahl und damit  am Leben Christi teilzuhaben.

Als Abendmahlsteilnehmer sollten wir die Liebe Jesu nicht nur mit Danksagung erwidern. Da wir vom Tod befreit worden sind, sollte unser ganzes Leben stets Gottes Plan für den Einzelnen und die Gemeinde als Ganzes widerspiegeln. Das bedeutet, dass es für jeden Einzelnen immer oberste Priorität sein sollte, ein heiliges Leben zu führen und Gott treu zu dienen. Auf der Ebene der Gemeinde gilt der Auftrag, das Evangelium zur Zeit und zur Unzeit bis an das Ende der Welt zu verkündigen. Es ist das Mindeste für die Gemeinde, jedes Quäntchen Kraft für diese Aufgabe einzusetzen, als Antwort auf die unermessliche Liebe Christi.

Übernommen aus Manna Issue 75, 2015, “The Holy Communion Sacrament—What Is It All About?”, FF Chong – London, U.K.