Technologie und Glaube

Artikel - Technologie und Glaube Banner

Zu sagen, Technologie beeinflusse unser Leben, wäre eine Untertreibung. Es gibt nur wenige Bereiche, in denen Internet, Handy, Fernseher, Computer und andere Geräte noch nicht Einzug gehalten hätten. Mit diesen Geräten bleiben wir in Kontakt mit anderen Menschen und erhalten sofortigen Zugang zu unterschiedlichen Informationen und Medien.

Es ist kein Wunder, dass die Technologie des 21. Jahrhunderts angesichts all ihrer Vorteile nicht nur für Unternehmen, sondern auch für unser Privatleben unverzichtbar geworden ist.

Dasselbe gilt für die Gemeinde. Das Internet ermöglicht den Gemeindemitarbeitern, sich weltweit zu vernetzen und die Arbeit zu koordinieren. Online-Plattformen ermöglichen den Mitgliedern, zwischen den Seminaren oder Besuchen in Kontakt zu bleiben und sich über ihren Glauben auszutauschen. Predigten aus der ganzen Welt können bei Bedarf heruntergeladen werden, und Live-Predigten werden per Streaming übertragen. Es besteht kein Zweifel: auch die Gemeinde ist digital geworden.

Wie wirkt sich die Entwicklung hin zu einem sofort zugänglichen und technologieorientierten Leben auf unser geistliches Leben aus? Welchen Einfluss habt sie insbesondere auf unsere Gottesdienste und unseren Glauben im Alltag?

Der Sabbatgottesdienst

Wenn man sich in seiner Gemeinde umsieht, stellt man fest, dass sich am Sabbatgottesdienst selbst nicht viel verändert hat. Ja, einige Gemeinden haben weiße Tafeln durch Projektoren ersetzt, und ja, es gibt Audio-/Videosysteme, aber die Struktur des Gottesdienstes ist weitgehend gleich geblieben. Was sich jedoch geändert hat, sind die Menschen, die am Gottesdienst teilnehmen.

Mittlerweile bringen viele Mitglieder ihre Smartphones und Laptops in die Gemeinde mit. Dagegen ist nichts einzuwenden – wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um nützliche Hilfsmittel. Wir benutzen jedoch genau dieselben Geräte Tag für Tag in unserem Arbeits- und Privatleben. Geht damit , dass wir sie mit in die Gemeinde bringen, unbewusst ein Stück Ehrfurcht im Gottesdienst verloren? Geben uns diese allgegenwärtigen Hilfsmittel das Gefühl, als seien wir in unserem Büro, zu Hause oder mit Freunden unterwegs, während wir eigentlich in der Gemeinde sitzen?

Als Mose die Israeliten aus Ägypten führte, wiederholte er mehrmals die Worte Gottes an den Pharao: “Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene!” (2.Mo 7,26; 8,16; 9,1; 9,13; 10,3). Gott erlöste die Israeliten, weil er ihr Wehklagen hörte und an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob gedachte (2.Mo 2,23-25). Das Volk musste aus Ägypten befreit werden, damit es Frieden und Ruhe haben könnte.

Gleichermaßen weiß Gott, dass wir Ruhe von unserer Mühe und Arbeit brauchen. So wie die Israeliten Ägypten körperlich und geistig verlassen mussten, um Ruhe zu finden, so müssen auch wir am Sabbat von der Welt Abstand nehmen und in Gottes Gegenwart eintreten.

In Nehemia 13,19-22 lesen wir, wie Nehemia am Sabbat die Tore der Stadt schloss und den Leviten befahl, “dass sie sich reinigten und kämen und die Tore bewachten, um den Sabbattag zu heiligen.”

Dies zeigt, dass es am Sabbat eine Trennung zwischen uns und der Welt geben muss. Um Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten, ist es wichtig, sich auf Gott zu konzentrieren. Dies wird dadurch möglich, dass wir unsere weltlichen Aufgaben beiseite legen. Ja, auch wir müssen unsere Herzenstore bewachen.

Heute ist diese physische und geistige Trennung in Gefahr. An unseren Smartphones, Smartwatches, Laptops und anderen Geräten, die wir in die Gemeinde mitbringen, sind unsichtbare Fesseln montiert. Sie sind Kanäle, die uns mit der Welt verbinden, obwohl wir uns eigentlich am Sabbat von ihr abgrenzen sollten. In vielen Fällen werden sie zu virtuellen Portalen, die unser Herz zurück in die Welt transportieren, obwohl wir doch körperlich in der Gemeinde sind. Es ist deshalb wenig überraschend, wenn unsere Kinder dasselbe tun.

Freude am Sabbat

Als ich mein erstes Smartphone kaufte war anfangs die Versuchung, während des Gottesdienstes damit Nachrichten zu verschicken, im Internet zu surfen oder Spiele zu spielen, stärker als ich erwartet hatte. Nachdem ich darüber reflektiert hatte, wurde mir klar, dass die Versuchung deshalb so stark war, weil die Benutzung meines Handys diskret und unauffällig war. Es würde den Gottesdienst in keinster Weise stören. Außerdem konnte ich nun nachvollziehen, wieso immer mehr Menschen von der Technologie so begeistert zu sein scheinen.

Da wir in unserem Leben so viel Technik verwenden, ist es schwer, ohne sie auszukommen. Wenn wir unsere Geräte aber am Sabbat in die Gemeinde mitbringen und uns damit ablenken, dann wohl nicht, weil die Predigten zu trocken sind, sondern weil unsere Herzen zu leer sind.

In Jesaja 58,13-14 steht:

“Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage und den Sabbat »Lust« nennst und den heiligen Tag des HERRN »Geehrt«; wenn du ihn dadurch ehrst, dass du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest, dann wirst du deine Lust haben am HERRN, und ich will dich über die Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des HERRN Mund hat’s geredet.”

Während unseres Lebens auf dieser Welt ist es unvermeidlich, dass wir uns irgendwann schwach oder leer fühlen. Da wir dem gleichen Druck wie alle anderen ausgesetzt sind, ist es wichtig, unsere Lasten auf Gott zu werfen und Sein Joch auf uns zu nehmen. 

Genau deswegen wurde der Sabbat für uns gemacht. Gott weiß, dass wir aus Fleisch und Blut sind und uns körperlich und geistig erholen müssen. Deshalb fordert Er uns heraus und verspricht, uns über die Höhen auf Erden gehen zu lassen und uns mit dem Erbe Jakobs zu speisen, wenn wir den Sabbat als “Lust” bezeichnen und nicht unsere eigenen Wege gehen. Er wird unsere Herzen erfüllen und uns Ruhe schenken. Anstatt den Sabbat als Pflicht und Last zu betrachten ist es vielmehr ein Privileg, am Sabbat zur Ruhe kommen zu dürfen. 

Wenn wir am Sabbat keine geistliche Ruhe empfinden, wenn unser Handy während des Gottesdienstes regelmäßig klingelt, wenn wir ständig im Internet surfen oder Nachrichten an andere senden, dann ist es vielleicht Zeit dies kritisch zu hinterfragen. Vielleicht sind wir schon abhängig von der Technologie, die uns eigentlich helfen soll. Um sich auf den Gottesdienst konzentrieren zu können, könnte folgender Versuch hilfreich sein: einfach mal alle elektronischen Geräte ausschalten oder sie den Sabbat über im Auto lassen. Es liegt an uns, alle Ablenkungen zu beseitigen, damit unsere Herzen am Sabbat wieder erfüllt werden können!

Glaube im Alltag

Unser Glaube im Alltag ist die Zeit unter der Woche, die wir dazu verwenden, um Gott näher zu kommen und geistlich zu wachsen. Es sind unsere Bemühungen das Wort Gottes zu lesen, es zu praktizieren und zu beten.

In dieser Hinsicht profitieren wir maßgeblich von der modernen Technologie. Beispielsweise stehen uns mehrere Bibelübersetzungen, verschiedene Suchwerkzeuge, Landkarten, historische Verweise und Bilder zur Verfügung. Für das Bibelstudium finden wir heutzutage eine Fülle an Ressourcen, die nur einen Mausklick entfernt sind!

Darüber hinaus können wir uns auch ganze Predigten aus aller Welt anhören. Wenn wir unterwegs sind können wir nach Belieben an virtuellen Gottesdiensten und Seminaren teilnehmen. Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, ein heiliges Leben zu führen, als täglich das Wort Gottes, die Wahrheit, zu hören.

Aber kann man auch zu viel hören? Ist es möglich, dass das häufige Hören von Predigtaufnahmen uns tatsächlich daran hindern könnte, geistlich zu reifen? 

Ja, und zwar dann, wenn das Hören von Predigtaufnahmen das Bibelstudium ersetzt.

Oft ist es einfacher, eine Predigt einfach nur abzuspielen während wir Auto fahren, kochen, laufen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, als sich Zeit für das intensive Studium des Wortes Gottes zu nehmen.

In Esra 7,10 heißt es:

“Denn Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des HERRN zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte in Israel zu lehren.”

Esra reiste nach Jerusalem, nachdem der Tempel wieder errichtet und eingeweiht worden war, um den Glauben der Israeliten wieder aufzubauen. Doch zuerst musste er “das Gesetz des Herrn erforschen”. Genauso müssen wir, um unseren eigenen Glauben aufzubauen, Gott und sein Wort erforschen. Dies geschieht durch das Bibelstudium.

Predigten zu hören ist segensreich und hilft uns, Gottes Wort mithilfe der Erfahrungen eines anderen Menschen zu verstehen. Es kann uns ermutigen und motivieren, Gott von ganzem Herzen zu folgen. Aber echte Erfahrungen aus erster Hand, echte Kraft, entsteht nur durch das Studium des Wortes Gottes selbst und das Erforschen der Heiligen Schrift. 

Jakobus 1,22 und Römer 2,13 ermahnen uns, nicht nur Hörer des Wortes, sondern auch Täter zu sein. Das Hören von drei Predigten pro Tag macht uns keineswegs vollkommener oder heiliger. Vielmehr geht es darum, das Wort Gottes zu erfahren und zu leben, um so mit guten Werken in dieser Welt zu leuchten.

In Apostelgeschichte Kapitel 8 lesen wir, wie Philippus dem äthiopischen Eunuchen predigte. Der äthiopische Eunuch saß auf dem Wagen und las das Buch Jesaja, aber er konnte es nicht verstehen. Als Philippus sich zu ihm gesellte und ihm erklärte, dass Jesaja über das Kommen Jesu sprach, ließ der Eunuch sich kurz danach taufen.

Um heute unseren Auftrag, die Verkündigung des Evangeliums, zu erfüllen, ist es wichtig,  in gleicher Weise bereit zu sein. Wenn Freunde uns Fragen zur Bibel stellen, würde es dann genügen, zu sagen: “Oh, ich kenne eine Predigtaufnahme, die du dir anhören kannst”, oder: “Ich erinnere mich, eine Predigt darüber gehört zu haben, aber ich weiß nicht mehr, wo die Bibel das sagt oder was genau darin steht”? Wäre es nicht wirkungsvoller, wenn wir in der Lage wären, mit Leidenschaft und Überzeugung davon zu erzählen, was wir von Gott durch das Studium der Bibel erhalten haben?

Am meisten hindern uns jedoch die modernen Geräte daran, überhaupt hinauszugehen und das Wort Gottes in die Tat umzusetzen. Umgeben vom permanenten Zugang zu Informationen und Unterhaltung, sowie sonstigen Annehmlichkeiten in unseren vier Wänden: Wer geht da schon gern hinaus, um das Evangelium, wie geboten, zu predigen?

Schlussfolgerung

Wie viele andere Dinge in dieser Welt ist die moderne Technologie weder gut noch böse. Sie ist ein Werkzeug, das wir für unterschiedliche Zwecke einsetzen können. Als Christen können wir sie vor allem zur Unterstützung unseres Dienstes und des Wachstums der Gemeinde einsetzen.

Jesus Christus ist gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Wir wissen zwar nicht, welche neuen Fortschritte uns die Technologie in der Zukunft bringen wird, aber Gottes Maßstab und Anspruch bleiben immer gleich.

Mögen wir entschlossen Gott von ganzem Herzen folgen. Sollten wir eines Tages bemerken, dass wir Marionetten der modernen Technologie geworden sind, dürfen wir immer zu Ihm zurückkehren. Denn Er ist treu!

Übernommen aus Manna Issue 59, 2009, “Worship and Devotion in the 21st Century”, Enoch Chang – Hillsborough, New Jersey, USA