Nach Gott gesucht
Bart Morris – Melbourne, Australien, 2012
Nach Gott suchen – nun, das ist eine gute Idee! Für einen Christen, der aktiv am Gemeindeleben teilnimmt, ist das jedoch eine außergewöhnliche Ankündigung. Denn man muss doch nur niederknien (wenn man kann) und beten und dann wird ER hören. Aber nach ihm suchen zu müssen, erscheint ungewöhnlich. Ist das wirklich so?
60 Jahre lang ein traditioneller Christ
Ich wurde 1925 in Sydney geboren, der Hauptstadt von New South Wales, Australien. Jetzt bin ich Ende achtzig. Getauft und aufgewachsen in einer traditionellen christlichen Denomination, ging ich 60 Jahre lang jeden Sonntag in die Kirche. Mit 9 Jahren begann ich, im Chor mitzusingen und blieb fast 60 Jahre dabei. Als ich alt genug war, übernahm ich verschiedene Aufgaben in der Kirche, war im Kirchengemeinderat, dort auch in leitender Position und vertrat sogar meine Kirche bei regionalen Konferenzen, wie z.B. bei der Synode.
Mir wurde beigebracht, beim regulären Sonntagsgottesdienst als sog. „Diener“ zu assistieren, was z.B. beinhaltete, die Bibellesung zu übernehmen, Brot und Wein beim Abendmahl auszuteilen und andere Aufgaben dieses „Dienstes“ auszuführen. Damit war ich so ziemlich am ganzen Gemeindeleben beteiligt.
Doch nicht ein einziges Mal wurde mir vorgeschlagen, ich solle die Bibel lesen, sie studieren und über das Gelesene nachdenken. Als ich einmal vorschlug, ich sollte doch vielleicht einmal die Bibel von vorne bis hinten durchlesen, wurde mir ausdrücklich davon abgeraten mit dem Hinweis, dass das „nicht wirklich nötig ist, weil du alles, was du brauchst von den Sonntags-Lesungen bekommst“. Diese sonntäglichen Lesungen bestanden aus kurzen Abschnitten mit jeweils zehn bis zwanzig Versen. Praktisch wurden jedes Jahr die gleichen Verse wiederholt, deswegen war mein Bibelwissen sehr begrenzt.
Nach Antworten suchen
Eines Tages jedoch, es war in den 90er Jahren, zitierte jemand etwas aus der Bibel. Ich wollte dieses Zitat überprüfen und öffnete meine Bibel. Von der Bibelstelle aus las ich weiter und was ich da las, machte mich nachdenklich und ich las noch weiter. Ich kann mich nicht mehr an den Wortlaut des Zitates erinnern, aber egal was es war, es hatte weitreichende Folgen: der Vers brachte mich dazu, meinen derzeitigen Vikar (einen Geistlichen) nach dessen Bedeutung zu fragen. Seine Antwort irritierte mich. Er sagte mir, ich solle meine und seine Zeit nicht damit verschwenden, unsinnige Fragen zu stellen, stattdessen solle ich einfach glauben, was mir beigebracht worden war. Es ärgerte mich, dass er mir gar nicht richtig geantwortet hatte, deshalb beschloss ich, die Bibel noch eingehender zu studieren und selbst herauszufinden, was der Vers bedeutete.
Weil ich von Natur aus und auch beruflich ein Forscher bin, dachte ich, dass wenn ich die Bibel studieren wollte, es das Beste wäre, wenn ich mit dem Lesen ganz vorne anfangen und dann bis zum Ende lesen würde. So könnte ich jede Aussage in ihrem Kontext und in ihrer richtigen Beziehung zu anderen Teilen der Bibel verstehen. Ich machte das mit Methode, teilte die Gesamtseitenzahl der Bibel durch 365 und fand, dass wenn ich jeden Tag 3 Seiten lese, dann würde ich die ganze Bibel bis Mitte Dezember von Anfang bis Ende durchgelesen haben.
Was ich entdeckte war, gelinde gesagt, erschreckend. Ich entdeckte, dass die Bibel eben keine unzusammenhängende Ansammlung von einzelnen Zitaten ist, sondern eine Quelle großen Wissens – es ist ein Buch über die Geschichte der Welt und allem was in ihr ist, ein Buch der Moral, d.h. über alles was wir wissen müssen, damit unser Leben besser und moralischer wird und schließlich, am wichtigsten, ein Buch, das mich zu Gott führen kann.
Ich muss hier noch anfügen, dass es ca. 15 Minuten dauert, um 3 Seiten zu lesen. Da ein Tag 1440 Minuten hat, sind 15 Minuten ungefähr 1% eines Tages. Ich sagte mir, dass wenn ich Gott nicht wenigstens 15 Minuten pro Tag geben kann, dann muss ich wirklich SEHR beschäftigt sein! Ich bin aber nicht so beschäftigt! Inzwischen verbringe ich mehr als 1% eines Tages mit dem Lesen des Wortes Gottes.
Durch all das wurde mir klar, dass ich angefangen hatte Gott zu suchen, ohne es wirklich zu bemerken.
Während der 60 Jahre, die ich sonntags zum Gottesdienst gegangen war, war mir niemals aufgefallen, dass ich eigentlich in die Rituale der Kirche „verliebt“ war. In den Zeremonien, an denen ich teilnahm, spielte der Glaube an Gott oder Jesus Christus keine Rolle; ich war ein Zeremonienmeister geworden und kein Christ – wie viele Kirchgänger heute auch. Der Stil der Zeremonien der meisten Kirchen heute scheint seinen Ursprung aus dem Militär zu haben. Im Rang niedrigere Geistliche und andere Teilnehmer der Zeremonie sind wie eine Ehrengarde oder Eskorte. Zeremonienmeister achten im Gottesdienst auf Pomp und ausladende Bewegungen der Geistlichen und ihrer Assistenten, alles mit Blick auf die Zuschauer (die Gemeinde). Wer das analysiert, dem erscheinen solche kirchlichen Zeremonien in ihren Abläufen ähnlich wie Militärparaden, in denen Soldaten für ein Staatsoberhaupt und die Öffentlichkeit eine Vorstellung geben. Lebendiger Glaube ist in solchen Zeremonien nicht zu finden.
Als ich schließlich im dritten Jahr die Bibel zum dritten Mal durchgelesen hatte, begann ich ernsthaft nach Gott zu suchen. Ich versuchte es in einer Reihe von Kirchen und Sekten. Obwohl sie mir vereinzelt Antworten auf meine Fragen geben konnten, konnten sie nicht alle meine Fragen beantworten. Daher suchte ich weiter nach Antworten.
Antworten gefunden
Manchmal führt Gott uns auf geheimnisvollen Wegen. Eines Tages fuhr ich eine Straße entlang und stand plötzlich vor einer Straßensperrung. Um diese Sperrung zu umfahren, bog ich links ab in eine Seitenstraße, nahm dann die Parallelstraße und wollte an der nächsten Abbiegung wieder zurück auf meine ursprüngliche Straße. Als ich wartete, um rechts in die Parallelstraße abzubiegen, bemerkte ich an dem Eckhaus einen geschwungenen Schriftzug, auf dem stand „TRUE JESUS CHURCH“.
Nun hatte ich von dieser Gemeinde nie etwas gehört, daher fuhr ich näher ran und schaute das Schild aus der Nähe an. Da bemerkte ich eine kleinere Tafel, auf der die Glaubensgrundsätze der Gemeinde standen. Ich fand sie interessant, deswegen wollte ich noch mehr darüber erfahren.
Am folgenden Samstag (auch eine meiner Fragen) ging ich hin und begann mit meinen Fragen zu der Lehre dieser „neuen“ Gemeinde. Die Einhaltung des Sabbats war eine besondere Frage, die mich zuerst beschäftigt hatte, da Gott dies als viertes Gebot gegeben hatte und zwar nach den ersten dreien, die die Anbetung Gottes verlangen. Es ist das erste Gebot, das mit „du sollst“ beginnt. Wohingegen acht der anderen Gebote mit „du sollst nicht“ beginnen (vgl. 2.Mose 20,1-17). Auch werden wir in der Bibel wieder und wieder daran erinnert „seine Sabbate zu halten“. Gott ist dies ganz offensichtlich sehr wichtig.
Ich begann mit den einfachsten Fragen und sie wurden beantwortet. Zum Beispiel ob die Wahre Jesus Gemeinde den Samstag als Sabbat hält? Glaubt sie, dass die Bibel das unveränderbare Wort Gottes ist? Glaubt sie, dass man bei der Taufe völlig untertaucht? Jedes Mal war die Antwort: „Ja“. Dann versuchte ich es mit den schwierigeren Fragen, die die Pfarrer normalerweise in Stress versetzten, wie z.B.: glaubt ihr, dass Gott die Welt in sechs normalen Tagen geschaffen hat? Glaubt ihr an die Wiederkunft Jesu, wie sie in der Bibel beschrieben ist? Und wieder, ich bekam nicht nur positive, sondern auch differenzierte Antworten. Halleluja, ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte.
Von da an war ich ein regelmäßiger Besucher von Bibelstunden aller Art und nahm auch bald an allen Gottesdiensten teil. Je länger ich die biblische Wahrheit in der Wahren Jesus Gemeinde studierte, desto mehr war ich davon überzeugt, dass ich gefunden hatte, wonach ich suchte und dass ich mich taufen lassen müsse. Schließlich wurde ich getauft, indem ich völlig untertauchte und bekam auch den Heiligen Geist. Halleluja.
Gottes Wort ist der Schlüssel
Seitdem habe ich an so vielen Sabbatgottesdiensten teilgenommen, wie es ging und ich wurde gesegnet, denn ich lernte viele Brüder und Schwestern kennen, die fest an Jesus Christus und sein Wort glauben.
Das Wort Gottes zu studieren hat meinen Glauben an die Gegenwart Gottes in meinem Leben gestärkt. Ich fühle seine Gegenwart immer und wende mich auch immer an ihn, wenn ich Hilfe oder Rat brauche. Wann immer ich ein Problem habe, ob klein oder groß, er ist immer an meiner Seite: Sein Geist tröstet mich und gibt mir Sicherheit.
Darüber hinaus wurde ich ermutigt, das Evangelium anderen zu verkündigen und sie zur Gemeinde zu bringen. Das ist ganz anders als in meiner früheren Gemeinde, wo ich sogar ausgelacht wurde, wenn ich versucht hatte, Interessierte zu bringen.
Ermutigend fand ich auch, dass die Mitgliederzahl so sehr wuchs, dass wir eine neue Gemeinde in Croydon South (einem Vorort von Melbourne, der Hauptstadt des Staates Victoria, Australien) gekauft haben. In dieser neuen Gemeinde können doppelt so viele Besucher zum Sabbatgottesdienst kommen, und es gibt mehr Räume für den Unterricht der Kinder, Jugendlichen oder anderer Gruppen.
Wie das andere Gemeindegebäude vorher, hat auch dieses keine ablenkenden Kreuze, Figuren oder anderen Bilder. Diese Schlichtheit unterstreicht die Tatsache, dass es nicht so schwierig ist, Gott zu finden, wenn wir seinem Wort, wie es in der Bibel steht, wirklich glauben und ihm folgen. Einfach auf die Knie gehen und beten und wir werden erfahren, dass er hier ist, bei uns.
Möge Gott jeden Einzelnen segnen, der sein Wort studiert und „ohne Unterlass“ zu Jesus, dem Herrn, betet. Halleluja! Lobe den Herrn.