Meine Zeit? Gottes Zeit!
Zeit ist nicht nur kostbar, sondern unbezahlbar. Wir klagen oft, dass der Tag nicht genügend Stunden habe, die Zeit so schnell vergehe und das Leben zu kurz sei. Der Reiche kann sich keine Tage kaufen, der Mächtige seine Stunden nicht verlängern, und das Genie keine zusätzlichen Minuten erfinden. Obwohl wir Zeit einsparen können, indem wir Aufgaben an andere abgeben oder moderne Technologien zur Steigerung unserer Effizienz einsetzen, leiden wir immer noch unter Zeitmangel. Ironischerweise sind wir trotz allem Fortschritt beschäftigter denn je zuvor.
Vielleicht haben wir von solchen gehört, die früher auf dem Land lebten, zu einer Zeit, als es dort an grundlegenden Annehmlichkeiten wie Elektrizität und Transport mangelte. Sie arbeiteten vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung auf ihren Höfen. Dennoch war die Teilnahme am Morgengebet und an den Abendgottesdiensten ein wesentlicher Bestandteil ihrer täglichen Routine. Im Zuge des Fortschritts und der Urbanisierung, welche mehr Komfort und Wohlstand mit sich brachten, haben viele Gläubige keine Zeit mehr, an regelmäßigen Gottesdiensten teilzunehmen, geschweige denn, Aufgaben in der Gemeinde zu übernehmen.
Dies ist wirklich eine Herausforderung, vor der Christen und die Gemeinde heute stehen. Auch wenn der Wille da ist, unserem Glauben mehr Zeit zu widmen und Gott zu dienen, gelingt es uns doch allzu oft nicht, dies in die Tat umzusetzen. Wir trösten uns damit, dass wir dies tun werden, nachdem wir dieses oder jenes erreicht haben. Aber meist schieben wir diese Vorsätze großzügig auf, sobald neue Aufgaben und Lebensziele vor uns liegen.
Wie können wir diesen Teufelskreis durchbrechen? Es beginnt mit der Neuausrichtung unseres Lebens, in welchem Gott der Mittelpunkt all unseres Handelns ist.
Unser Dreh- und Angelpunkt
Angeblich besteht gutes Zeitmanagement darin, eine gute Balance zwischen unseren verschiedenen Verpflichtungen zu finden. Das legt den Schluss nahe, dass wir unsere Zeit gleichmäßig auf Arbeit oder Studium, Familie, Freunde, Hobbys und Gott aufteilen sollten. Manche sagen auch, dass diese Balance in jedem Lebensabschnitt anders sei – ein Student solle sich auf sein Studium konzentrieren, ein Karriereeinsteiger auf den Aufbau seiner Karriere und ein Mensch mittleren Alters darauf, für seine Familie zu sorgen und für den Ruhestand zu sparen. In jedem dieser Abschnitte wird die freie Zeit weiter gleichmäßig auf Familie, Freunde und Gott aufgeteilt. Ist dies die beste Formel, umZeit für Gott zu gewinnen? Jesus selbst sagte:
“Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, …” (Mt 6,33a)
“Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten.” (Mt 6,24a)
“Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.” (Mt 22,37)
Zwar geht es in diesen Versen nicht explizit um Zeitmanagement, dennoch sind die zugrunde liegenden Prinzipien für dieses Thema relevant. Sie zeigen, was Gott von uns erwartet: unsere unerschütterliche, ungeteilte und vollkommene Treue Ihm gegenüber. Wenn wir nicht zwei Herren gleichzeitig dienen können, wie ist es dann möglich, dass wir unseren Glauben als eine von vielen Verpflichtungen in unserem Leben betrachten? Unsere Liebe zu Gott sollte unser ganzes Herz, unsere ganze Seele und unser ganzes Gemüt umfassen, und nicht nur einen ihr zugewiesenen Teil. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Jesus sagte, man solle zuerst nach Seinem Reich und nach Seiner Gerechtigkeit trachten. Wer das tut, wird alles, was er braucht, als Segen von Gott erhalten und nicht durch seine eigenen Bemühungen. Es geht also weniger darum, eine ausgewogene Balance zwischen Gott und den anderen Bereichen unseres Lebens herzustellen. Stattdessen sollte Gott der Dreh- und Angelpunkt sein, um den sich unser Leben dreht.
Gott ist nicht einfach nur ein weiterer Bestandteil unseres Lebens, der gleichberechtigt neben all den anderen Aktivitäten und Verpflichtungen steht. Vielmehr ist Gott unsere höchste Priorität. Alle anderen Bereiche, die unsere Zeit und Energie erfordern, drehen sich um Ihn. Alle anderen Aktivitäten sollen, wie Paulus schreibt, auf Gott ausgerichtet sein:
“Wer auf den Tag achtet, der tut’s im Blick auf den Herrn; wer isst, der isst im Blick auf den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht isst, der isst im Blick auf den Herrn nicht und dankt Gott auch. Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.” (Röm 14,6-8)
“Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus… “ (Kol 3,17a)
Für Christus leben
Wie können wir dieses Prinzip in unserem Leben anwenden? Vier Schritte, die uns zu diesem Ziel helfen können:
1) Auf Gott hören
Paulus, der sein Leben der Verkündigung des Evangeliums widmete, wurde auf seinen Reisen stets vom Heiligen Geist geleitet. In einem Fall verbot ihm der Heilige Geist, in Asien zu predigen oder nach Bithynien zu gehen, und führte ihn stattdessen nach Mazedonien (Apg 16,6-12). Schließlich wurde er nach Jerusalem geführt, in dem Wissen, dass Ketten und Bedrängnis auf ihn warteten (Apg 20,22-24). Anstatt mit Gott zu hadern, dass seine Zeit und sein Leben besser für weitere Missionsreisen genutzt werden sollten, unterwarf er sich ohne Widerspruch der Führung Gottes.
Schließlich sehen wir Gottes wunderbaren Plan: Da Paulus unter Hausarrest in Rom stand, konnte er den Menschen, die in sein gemietetes Haus kamen, das Evangelium verkünden (Apg 28,30-31). Wichtiger noch: Der Hausarrest gab ihm die Zeit und den Rahmen, um von Gott inspiriert zu werden, sodass er die vier Briefe schrieb, die nun Teil des Neuen Testaments sind. Diese Schriften haben etliche Menschen aus aller Welt erreicht, damals und auch heute noch. Ihre Wirkung übertrifft bei weitem alles, was Paulus zu Lebzeiten hat erreichen können. Gottes Führung hilft uns, in einer begrenzten Zeit die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Ausgangspunkt ist und bleibt unser Vertrauen auf Ihn durch das Gebet und das Wort Gottes. Wenn wir auf Gott hören, wird Er unsere Wege lenken.
2) Das Leben vereinfachen
Die große Ironie des technologischen Fortschritts besteht darin, dass unser Leben zwar effizienter, aber gleichzeitig geschäftiger denn je zu sein scheint. Um aus diesem widersprüchlichen Zustand herauszukommen, müssen wir zunächst verstehen, wie es so geworden sind. Erstens: Wenn Aufgaben schneller erledigt werden, wollen wir einfach mehr erledigen. Zweitens füllen wir unsere freie Zeit meist damit aus, noch mehr zu erreichen. Drittens folgen wir meist begeistert den neuesten Trends der Welt, einschließlich neuer Geräte, neuer Restaurants, neuer Urlaubsziele und neuer Freizeitaktivitäten.
Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderung besteht darin, unser Leben zu vereinfachen. Die Bibel ermutigt uns, ein stilles Leben zu führen und das Unsere zu schaffen (1. Thess 4,11a). Wenn wir es schaffen, nicht nach “hohen Dingen” zu trachten (Röm 12,16), wenn wir mit dem endlosen Streben nach weltlichem Erfolg aufhören und stattdessen Erfüllung in der Genügsamkeit finden (1. Tim 6,6-8), dann werden wir endlich Zeit für den Dienst Gottes finden.
3) Prioritäten setzen
Da unsere Zeit immer mehr in Anspruch genommen wird, ist es entscheidend, Prioritäten zu setzen. Vor allem dann, wenn wir keine Zeit finden, Gott zu dienen. Wenn Gott im Mittelpunkt unseres Lebens steht und alle anderen Verpflichtungen um ihn herum aufgebaut sind, dann wird es nicht weiter schwer sein, Zeit für Gott zu finden.
Als Jesus ein Dorf besuchte, hieß Martha ihn in ihrem Haus willkommen. Während sie damit beschäftigt war, den Gast zu bedienen, beschloss ihre Schwester Maria, einfach zu Jesu Füßen zu sitzen und seiner Rede zuzuhören. Als Martha sich bei Jesus beschwerte, lobte dieser stattdessen Maria dafür, dass sie das gute Teil erwählt hätte (Lk 10,38-42). Obwohl Martha Jesus diente, wurde ihr die falsche Priorität zugeschrieben. Bei der Überlegung, wie wir unsere knappe Zeit aufteilen sollen, sollten wir unsere Prioritäten nach dem Willen Gottes ausrichten.
Als sich Menschen Jesus zur Nachfolge anschlossen, bat einer darum, zuerst seinen Vater begraben zu dürfen. Ein anderer bat Jesus, sich von seiner Familie verabschieden zu dürfen. Während beide Anliegen auf den ersten Blick vernünftig erscheinen, war die Antwort Jesu weniger billigend. Er kam zu dem Schluss, dass diese nicht “geschickt” für das Reich Gottes seien (Lk 9,59-62). Im direkten Vergleich mit dem Dienst für Gott sind unsere weltlichen Verpflichtungen unbedeutend, gar irrelevant.
Wenn wir unsere Prioritäten setzen ist der Dienst für Gott nicht verhandelbar. Zum Beispiel ist es am Besten, wenn wir uns verbindlich dazu entschließen, regelmäßig Gottesdienste zu besuchen, unsere Gemeindearbeit zu tun und jeden Tag Zeit für Gebet und Bibelstudium zu reservieren. Sobald dies in unserem Zeitplan einen festen Platz hat, können wir andere Aktivitäten darum herum planen. Alles, was in irgendeiner Weise zum Dienst für Gott beiträgt, sollten wir Vorrang einräumen. Studenten sollten Zeit für ihr Studium aufwenden und Berufstätige ihre berufliche Pflichten erfüllen, solange sie das nicht von ihrem Dienst für Gott abhält. Selbst wenn Prüfungen anstehen oder dringende Deadlines auf einen warten, sind diese nicht dem Gebet oder dem Gottesdienstbesuch vorzuziehen. Darüber hinaus sollte alles immer unter der Voraussetzung angegangen werden, Gott letztendlich besser dienen zu können. Wir machen eine Ausbildung an, um besser für den Dienst Gottes gerüstet zu sein, nicht etwa um des Reichtums oder Erfolgs willen. Alle Aktivitäten, die den Dienst Gottes nur wenig oder gar nicht voran bringen, sollten als letzte auf unserer Aufgabenliste stehen. Dabei kann es sich um maßlosen Konsum von Fernsehserien, zielloses Surfen im Internet oder exzessives Computerspielen handeln.
4) Talente einsetzen
“Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.” (1. Kor 12,11)
Diese Bibelstelle macht deutlich, dass Gott jedem Menschen unterschiedliche Gaben und Talente gegeben hat. Vielleicht haben wir durch unsere Ausbildung und Berufserfahrung auch unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten erworben. Wir sollten diese Gaben aktiv im Dienst für Gott einsetzen. Um unsere Zeit für Gott sinnvoll zu nutzen, sollten wir daher nicht versuchen, Aufgaben zu übernehmen, für die andere eindeutig besser geeignet sind. Wenn jeder Gott in der Weise dient, für die er am besten ausgerüstet ist, dann wird der gemeinsame Dienst in der begrenzten Zeit die größtmögliche Wirkung erzielen.
Zusammenfassung
Während wir im Laufe unseres Lebens immer wieder daran arbeiten, unsere Zeit möglichst effizient zu nutzen, müssen wir uns letztlich eingestehen, dass unsere Zeit und unser Leben völlig in den Händen Gottes liegen. Jakobus schreibt: “Wohlan nun, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen –, und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Dunst seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.” (Jak 4,13-15). Diese Erkenntnis sollte uns motivieren, Gott zum Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens zu machen.
Erinnern wir uns an die oben genannten Ansätze, um für Christus zu leben: Auf Gott hören, das Leben vereinfachen, Prioritäten setzen und Talente einsetzen. Wenn wir diese Schritte beherzigen, wird es kein Problem mehr sein, Zeit für Gott zu finden. Schließlich dreht sich dann unser ganzes Leben und Zeitmanagement schon um Gott. Versuchen wir, unsere Zeit weise zu nutzen, um das zu tun, was Gott für uns vorgesehen hat. Mögen wir, solange wir noch leben und noch Zeit haben, für Ihn leben.