Gottes lebendigen Geist gefunden!

Nhatha Nol-Mantia, Boston, Mass. USA, 2001
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Dieses Zeugnis lege ich im Namen Jesu ab. Ich möchte andere daran teilhaben lassen, wie Gott mich zu seiner Gemeinde geführt hat. Ihm sei alle Ehre.

Als ich klein war, wurde ich im römisch-katholischen Glauben erzogen und besuchte jede Woche den Sonntagsgottesdienst mit meinen Großeltern mütterlicherseits (meine Verwandten väterlicherseits sind buddhistisch). Ich akzeptierte Gott und legte auch gern die Kette mit dem goldenen Kreuz an, aber er war mir weder vertraut noch kannte ich ihn wirklich persönlich. In meiner Vorstellung war Gott eine großartige und mächtige Gestalt, die die Welt aus weiter Ferne regierte und er war dieses eine, höchste Wesen, das man nicht anfassen kann und das viel zu beschäftigt und wichtig ist, als dass es sich um all die belanglosen Dinge dieser kleinen Welt kümmern würde.

Jeden Abend vor dem Zubettgehen betete ich das Vaterunser und zählte meine Wünsche auf, ohne genau zu wissen, ob Gott auch zuhörte.

Meinen Halt in Gott verloren

Als ich sieben Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden und infolgedessen zog ich von Kalifornien nach Massachusetts. Während der Schulzeit wohnte ich nun bei meinem Vater in Boston, die Sommerferien verbrachte ich bei meiner Mutter und meinem neuen Stiefvater. Ich mochte den neuen Mann meiner Mutter überhaupt nicht, denn ich fand, er war der hinterhältigste und schrecklichste Mann, dem ich jemals begegnet war und gab ihm die Schuld dafür, dass meine Familie zerbrochen war.

Nach meinem Umzug nach Boston ging ich nicht mehr zur Kirche, weil mein Vater nicht religiös war. Trotzdem betete ich jeden Abend das Vaterunser und bat Gott, meine Eltern irgendwie wieder zusammenzubringen und meine Familie wieder zu heilen. Weil ich der Meinung war, dass der Stiefvater der Hauptgrund für die Trennung meiner Eltern war, bat ich Gott sogar darum, dass er ihn – wenn möglich – „beseitigen“ möge, damit die Familie wieder zusammen sein könnte.

Es vergingen viele Jahre, mit vielen Tränen, und ich konnte zusehen, wie sich unsere Familiensituation immer mehr verschlechterte. Meine Mutter hatte sich festgefahren in einer Beziehung, in der sie ausgenutzt wurde und mein Vater war in eine tiefe Depression gefallen. Noch dazu trank er oft, während ich ganz allein, hoffnungslos und leer in der dunklen Kellerwohnung saß und mich jeden Abend in den Schlaf weinte. Ich bezweifelte, dass es da draußen wirklich einen Gott gäbe und wenn doch, warum antwortete er dann nicht auf meine Gebete?

Schließlich verlor ich den Glauben an Gott, da meine Familie weiterhin getrennt blieb und meine Gebete unbeantwortet blieben. Ich hatte keine nahen Familienangehörigen, an die ich mich hätte wenden oder von denen ich hätte Trost erwarten können, und so lernte ich, mich nur auf mich selbst zu verlassen. Es waren stattdessen meine Schulfreunde, die mir am nächsten standen. Trotz dieser widrigen Umstände wollte ich unbedingt ein erfolgreiches und glückliches Leben haben.

Die Bibel warnt uns davor, uns im Streben nach weltlichen Dingen zu verlieren, „Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“ (1. Joh 2,16). Aber so wie viele andere auch, die ohne Gott leben, war meine Vorstellung von Erfolg und Glück, dass man reich sei, eine tolle Karriere machen würde und ansonsten alle Vergnügungen dieser Welt so oft und viel als möglich mitnehmen sollte. Die Zeit in der Oberstufe und dem College war bestimmt von diesen drei ehrgeizigen Zielen, die ich mir für mein Leben gesetzt hatte.

Demgemäß wurde ich zu einer sehr ehrgeizigen und egozentrischen Person und war auch ausgesprochen stolz auf meine Leistungen. Ich arbeitete und studierte jeden Tag sehr hart, um die beste Schülerin, Sportlerin und Kommilitonin zu sein. Abends ging ich heimlich los zu Partys, trank und tanzte mit meinen Freunden bis zum frühen Morgen. Und so geschah es, dass ich Vuthy, meinen späteren Mann, in so einem Nachtclub in der Innenstadt kennenlernte.

Gott eine zweite Chance gegeben

In meinem dritten College-Jahr verlobten Vuthy und ich uns. Das war kurz bevor ich für mein Auslandssemester nach Paris ging. Eines Tages rief mich Vuthy in Frankreich an und erzählte mir, dass er seit neuestem an einem Bibelkreis teilnahm, wo es ihm wirklich gut gefiel. Ich dachte mir nicht viel dabei, weil ich Vuthy kannte und wusste, dass er sich leicht von etwas begeistern ließ, jedoch das Interesse daran genauso schnell wieder verlor.

Erstaunlicherweise blieb Vuthy bei dem Bibelkreis länger als ich dachte und ab und an brachte er mich auf den neuesten Stand der Dinge und erzählte mir, was er dort gelernt hatte oder von Zeugnissen, die er dort gehört hatte.

Eines Abends ging ich mit ein paar meiner amerikanischen Freunde in eine Schwulenbar in Paris, einfach, weil wir gehört hatten, dass das ganz interessant sei. So ein Ort ist eigentlich vergleichbar mit Sodom und Gomorra. Aber ich kam nicht auf die Idee, dass es falsch sein könnte, sich das anzuschauen und nahm das nicht so wichtig. Ich hatte ja nichts aktiv mitgemacht, nur die Leute beobachtet.

Als ich am nächsten Morgen in den Spiegel schaute bemerkte ich, dass mein Auge geschwollen war. Sofort fiel mir das Zeugnis von der Schwester mit der Augeninfektion ein. Ich war etwas beunruhigt und fragte mich, ob Gott mich vielleicht auch dafür bestrafte, weil ich in eine Schwulenbar gegangen war. Um auf der sicheren Seite zu sein, beschloss ich Buße zu tun und abzuwarten, ob die Schwellung weggehen würde.

Wie durch ein Wunder wurde mein Auge noch am gleichen Nachmittag, an dem ich gebetet hatte, wieder normal! Diese Erfahrung belebte meinen Glauben an Gott wieder neu und ich nahm mir vor, dem Glauben eine zweite Chance zu geben.

Eines Morgens, früh um 4 Uhr, klingelte mein Telefon und riss mich aus dem Schlaf. Als ich den Hörer in der Hand hielt, war es Vuthy, der sehr aufgewühlt war und weinte und gar nicht mehr aufhören konnte. Ich befürchtete schon das Schlimmste. Aber als er endlich sprechen konnte, wiederholte er immerzu: „Gott gibt es! Gott gibt es!“ Immer noch weinend erzählte er mir, dass Gottes Kraft bei einem Gebet auf ihn gekommen war, und zwar zuerst durch den Kopf. Danach durchströmte ein warmes Gefühl seinen ganzen Körper und er war unbeschreiblich glücklich.

Vuthy wollte nun unbedingt, dass auch ich umkehren und um den Heiligen Geist bitten sollte, so wie er es getan hatte. Aber ich war völlig geschockt. Ich zweifelte noch, ob das gerade wirklich passiert war oder ob ich nur einen komischen Traum gehabt hatte. Aber mir war klar ich, dass Vuthy bei vollem Bewusstsein war und sein Erlebnis ganz echt war. Einerseits aus Hoffnung und andererseits aus Liebe versprach ich ihm, es einmal ernsthaft zu versuchen.

Jeden Abend betete ich nun um den Heiligen Geist so, wie Vuthy es mir gesagt hatte. Sogar versuchte ich, meinen Lebensstil zu ändern und Sünden zu vermeiden. Ich ging immer seltener zu den wilden französischen Partys, Diskotheken oder Bars. Natürlich fanden alle meine Freunde und auch meine Mitbewohnerin mein Verhalten befremdend und selbst ich war mir nicht so klar, was ich eigentlich glaubte und wohin es führen würde. Alles was ich wusste war, dass ich anfing Gott zu fürchten. Außerdem fühlte sich diese neue Zukunftsperspektive für mein Leben gut an. Mein Interesse an den anfangs genannten Zielen ließ nach – ebenso auch das Interesse an den Vergnügungen dieser Welt.

Durch das Beispiel überzeugt worden

Mein erstes Semester in Paris war zu Ende und ich freute mich, in den Weihnachtsferien nach Hause gehen zu können. Ich erinnere mich, wie aufgeregt ich war, als der Flieger in Boston landete. Ich war besonders aufgeregt meinen Verlobten zu treffen, ob er vielleicht jetzt ganz anders war oder aussah, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten? Er holte mich am Flughafen ab, hatte einen Anzug an und Blumen in der Hand, eine neue Frisur und sein typisch breites Lächeln.

Er war wirklich sehr chic, aber mehr als dieses äußere Erscheinungsbild beeindruckten mich seine innere Zufriedenheit und Gelassenheit. Sein Gesicht war entspannt, strahlte schon fast. Die Stirnfalten, die er immer hatte, wenn er sich ärgerte, schienen verschwunden, er stand da und schaute mich mit sanft an. Wenn zu mir er sprach, klang das so ruhig und ausgeglichen. Mir wurde klar, er hatte sich zum Guten gewandelt. Ich war Gott so dankbar.

Diese Begegnung mit Vuthy am Flughafen wurde zum Wendepunkt meines geistlichen Lebens. Gott hatte meinen Glauben durch Vuthy erneuert, so wie es in der Bibel steht: „… damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch den Wandel ihrer Frauen (hier: des Ehemannes) ohne Worte gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt“ (1.Petr3,1.2).

Ich hatte seine Veränderung gesehen. Daher ging ich jetzt freitags mit ihm zur Bibelstunde und samstags zum Gottesdienst. Die Predigten und Bibelstunden weckten mein Interesse und ich fing an, das Wort Gottes zum ersten Mal zu verstehen.

Ich lernte die Schwestern in der Gemeinde immer besser kennen und genoss ihre Gesellschaft immer mehr. Nach den Ferien hätte ich eigentlich nach Frankreich zurückgehen müssen, um den Auslandsaufenthalt abzuschließen. Aber ich hatte nun kein Interesse mehr, so sinnlose Ziele weiter zu verfolgen. Stattdessen beschlossen Vuthy und ich, nach einem Leben im Geist und in der Freude zu streben, d.h. getauft zu werden und in Christus zu heiraten.

Nachdem wir das in einem Gebet vor Gott gebracht und er es bestätigt hatte, legten wir den Hochzeitstermin für diesen Sommer fest. Die ganze Bostoner Gemeinde machte sich auf den Weg nach New Jersey zur Gemeinde Elizabeth, wo wir am 25. April 1999 getauft wurden. Und dann noch einmal am 10. Juli zu unserer Hochzeitsfeier. Zur Krönung des Jahres beschenkte Gott mich mit dem Heiligen Geist in unseren Flitterwochen – zwei Wochen im Nationalen Theologischen Seminar für Studenten in Philadelphia.

Eine Beziehung wird wiederhergestellt

Vuthys Glaube konnte mir nur bis hierher helfen. Für die nächste Stufe, d.h. im Glauben selbständiger zu werden, brauchte ich eine direkte Begegnung mit Gott. Dies geschah, als Gott mich von Hass und Groll befreite, die mich noch gefangen hielten.

Wie bereits oben erwähnt, war meine Kindheit wegen der Scheidung meiner Eltern nicht ideal verlaufen. Da ich die meiste Zeit bei meinem Vater gelebt hatte, hatte ich nie wirklich Gelegenheit gehabt, eine gute Beziehung zu meiner Mutter aufzubauen. Ich hasste meinen Stiefvater (inzwischen ihr Ex-Mann), weil er unsere Familie mit Absicht zerstört hatte, aber ich verübelte meiner Mutter, dass sie nicht da war, wenn ich mütterliche Zuwendung gebraucht hätte. Meine Feindseligkeit ihr gegenüber erreichte ihren Höhepunkt als ich in Paris war. Von dort schrieb ich ihr einen emotionalen Brief, in dem ich ihr mitteilte, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.

Ich wollte sie nie wieder anrufen. Doch als ich zurück in Boston war und Vuthy und ich beschlossen hatten zu heiraten, war sie die erste Person, die mir in den Sinn kam. Ich hatte schon sechs Monate lang nicht mehr mit ihr gesprochen und ich bemitleidete mich und war sehr traurig, weil ich diese frohe Nachricht von unserer Hochzeit nicht meiner eigenen Mutter mitteilen konnte. Vuthy hatte auch Mitleid mit mir und riet mir, die Sache im Gebet vor Gott zu bringen.

Ich befolgte seinen Rat, kniete nieder zum Gebet und bat Gott unter Tränen, er möge mich von meiner Traurigkeit befreien. Und was geschah? Gleich im Anschluss an das Gebet klingelte das Telefon – es war meine Mutter! Sie hatte vor einiger Zeit meinen Brief aus Frankreich bekommen und wollte mit mir darüber reden. Wir telefonierten über zwei Stunden lang und redeten über die Vergangenheit, die Gegenwart und meine zukünftige Ehe.

Das war das erste Mal, dass sich meine Mutter mir gegenüber so öffnete und es schien mir, als ob ich sie das erste Mal richtig kennenlernte. Ich kann nicht in Worte fassen wie froh und erleichtert ich mich fühlte, nachdem ich an diesem Abend mit meiner Mutter gesprochen hatte. Die Gefühle der Verbitterung oder Feindseligkeit ihr gegenüber waren weg. Gott hatte mein Gebet erhört und auf seine wunderbare Weise meine Beziehung zu meiner Mutter wiederhergestellt.

Befreit von den Fesseln des Hasses

Ein paar Monate später flog ich nach Kalifornien zur Beerdigung meines Großvaters mütterlicherseits. Es war einfach toll, meine Mutter wieder zu sehen und unsere neu geknüpfte Mutter-Tochter-Beziehung fortzusetzen. Ich erzählte ihr, wie ich Gott und die Wahrheit in der Bibel gefunden hatte. Sie hörte mir aufmerksam zu und freute sich mit mir.

Meine Freude war groß und alles lief gut, bis ich den Ex-Mann meiner Mutter im Beerdigungsinstitut sah. Sein Anblick ließ all die starken Gefühle des Hasses und der Abneigung, die mehr als zehn Jahre lang tief verschüttet waren, wieder hochkommen. Ich hasste ihn wirklich und konnte die Gefühle nicht mehr unterdrücken, sonst wäre ich explodiert. Den ganzen Tag sprach ich nichts mit ihm und vermied ihn anzuschauen. Aber ich dachte trotzdem immer an ihn und erinnerte mich, wieviel Leid dieser Mann mir und meiner Familie zugefügt hatte.

An diesem Abend war ich sehr niedergeschlagen und mein Herz war schwer, daher versuchte ich, ob ich im Bibellesen Frieden finden könnte. Ich war erst seit fünf Monaten gläubig, daher beschloss ich, das Matthäus-Evangelium das erste Mal zu lesen. Es war erstaunlich, wie Gott meine geistlichen Augen öffnete, die jetzt sahen, wie wahr und lebendig die Bibel ist. Jeder Vers sprach mich an und es fühlte sich so an, als ob Gott direkt zu mir sprechen würde während ich Matthäus 5,43-48 las:

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“

Tränen liefen mir übers Gesicht als ich diese Verse las und feststellte, wie weit entfernt ich noch von der Vollkommenheit war. Ich war nicht besser als ein Zöllner, der es nicht wert ist, ein Kind Gottes genannt zu werden. Ich liebte meinen Stiefvater nicht nur nicht, sondern hasste ihn; ich segnete ihn nicht, sondern verfluchte ihn in meinem Herzen, ich hatte ihm nichts Gutes getan, nicht für ihn gebetet und ihn auch nicht gegrüßt.

Ich schämte mich zwar sehr, doch konnte ich nichts gegen die Gefühle, die ich beim Anblick dieses Mannes hatte, tun. Ich konnte nicht einfach die schmerzhaften Erinnerungen vergessen oder meine verletzten Gefühle übergehen und ganz plötzlich einen Mann lieben, den ich über zehn Jahre lang verachtet hatte. Menschen verändern sich nicht über Nacht.

Ich kniete mich nieder, tat Buße für mein böses Herz und betete unter Tränen zu Gott: „Mein Gott, ich habe nicht die Kraft, das zu tun, was du von mir willst. Wenn du möchtest, dass ich diesem Mann vergebe und ihn liebe, dann musst du mir helfen, denn es ist unmöglich für mich, das allein zu schaffen.“

Das war eins der besten Gebete meines Lebens. Als ich aufstand war mir, als ob ein tausend Kilogramm schweres Gewicht von meiner Brust weggenommen worden wäre. Endlich war ich befreit worden und musste diese Last der Sünde nicht mehr tragen. Gott hatte mich tief berührt und getan, was mir unmöglich war. Er hatte mein Herz verändert und den Ärger, den ich seit über zehn Jahren angesammelt hatte, in nur zwanzig Minuten Gebet besiegt.

Diese Herzensveränderung war nicht nur in diesem Moment. Am nächsten Tag traf ich diesen Mann wieder im Bestattungsinstitut. Durch Gottes Gnade empfand ich dieses Mal wirklich keine Feindseligkeit mehr ihm gegenüber. Vielmehr tat er mir leid, dass er so war wie er war, und ich wünschte mir, dass auch er eines Tages Gott kennenlernen würde und von ihm denselben Frieden und dieselbe Freude bekommen würde wie ich. Sogar ging ich auf ihn zu, lächelte und grüßte ihn.

Ich hatte ihm vergeben und er wusste nichts davon. Aber er musste es auch nicht wissen. Dieser innere Konflikt bestand nicht wirklich zwischen mir und ihm, sondern zwischen mir und Gott und konnte daher auch nur von Gott gelöst werden. Glücklicherweise ist unser Herr der beste Streitschlichter der Welt.

Gottes lebendiger Geist

Wenn ich über das wunderbare Leben nachdenke, das ich jetzt in Christus habe, bin ich Gott wirklich von Herzen dankbar. Es ist seltsam, wie wenig ich früher an Gott gedacht habe, außer an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern – und sobald diese frustrierenden Tage vorbei waren, waren auch die Gedanken an Gott vorbei bzw. sehr reduziert.

Ab und zu war ich wirklich niedergeschlagen gewesen und war in Kirchen gegangen, weil ich hoffte, Gott dort näher zu sein, wonach ich mich so sehnte. Aber jedes Mal, wenn ich mich in eine Kirche setzte und hoffte, ich würde Trost finden, fühlte ich mich innerlich ganz leer. Als ich die Kirche dann verließ, war ich dort nur gesessen und hatte einige Minuten auf das Kreuz Jesu geschaut.

Die Kathedralen, die ich besucht habe, waren in der Tat groß und schön, aber ich suchte ja nicht nach ästhetischer Schönheit – ich suchte nach dem lebendigen Geist Gottes. Ich weiß jetzt, dass ich bei meinen Kirchenbesuchen deswegen so leer blieb, weil Gott dort gar nicht war.

In Apg 17,24 sagt Paulus: „Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der ein HERR ist Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln mit Händen gemacht.“

Auch wenn ich Gott wirklich ernsthaft gesucht hatte so weiß ich jetzt, nachdem ich das Evangelium und den Heiligen Geist bekommen habe, dass Gott nicht in von Menschen gebauten Gebäuden aus Ziegelsteinen wohnt. Denn „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh 4,24)

Ich bin Gott von Herzen dankbar, dass er mir den Heiligen Geist geschenkt und mir die Augen für die Wahrheit seines Wortes geöffnet hat. Jetzt kann ich sicher sein, dass Gott existiert und dass er meine Gebete wirklich hört. Und das Beste von allem ist, dass, wenn hier alles vorbei ist, ich Hoffnung auf das ewige Leben in seinem Königreich haben darf.