Ein Ärgernis kommt selten allein
Ein Ärgernis kommt selten allein. Das beschreibt treffend die zwei Wochen, die ich kürzlich durchgemacht habe. Nichts allzu Ernstes, nur lästige Probleme, die Schlag auf Schlag kamen.
Zuerst brachte ein Sturm einige Zaunpaneele in unserem Hintergarten zum Einsturz. Dann löste sich die Dachrinne an der Vorderseite des Hauses, so dass das Regenwasser am Mauerwerk herunter strömte. Auch hörten die Scheibenwischer meines alten Autos mitten in einer Regenfahrt auf zu funktionieren. Die Werkstatt, die versuchte das Scheibenwischerproblem zu lösen, verursachte mir nur noch mehr Kopfschmerzen. Schließlich entschied ich, dass die Reparatur des Autos zu kostspielig war, und machte mich auf die Suche nach einem neuen Auto.
Die Suche nach einem neuen Auto erwies sich als eine schlimmere Tortur als all die oben erwähnten Missgeschicke. Das Problem ist, dass ich gerne fundierte Entscheidungen treffe. Da ein Autokauf eine größere Angelegenheit ist machte ich mir die Suche nach dem richtigen Auto zu meiner Mission. So blätterte ich den größten Teil der Woche über Autozeitschriften durch, recherchierte im Internet, verglich Preise und Leistungsverzeichnisse und feilschte mit Autohändlern um die besten Angebote.
Das alles wirkte sich in vielerlei Hinsicht auf mich aus, aber in keinster Weise positiv. Die meiste Zeit und Energie verwendete ich darauf, das richtige Auto zu finden, mich selbst zu bemitleiden, weil ich eine schwere Zeit hatte, und die unterschiedlichen Optionen abzuwägen.
All dies hatte auch negative Auswirkungen auf meinen Dienst für Gott. Ich hatte versprochen, in der Woche etwas für die Gemeinde zu schreiben, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Alles, woran ich denken konnte, war mein Auto. Ich hatte keine Kapazität mehr für die Arbeit Gottes: keine Inspiration, keine Begeisterung, keine Energie.
Erstickt von den Sorgen des Lebens
Ich vermute, dass sich die meisten Menschen mit dem obigen Szenario identifizieren können. Schließlich müssen wir alle mit den täglichen Sorgen des Lebens zurechtkommen. Manchmal wechseln sich unsere Probleme ab: In der einen Woche sind es vielleicht unsere Finanzen, in der nächsten sind es gesundheitliche Beschwerden, dann unsere Kinder, unsere Beziehungen oder Stress auf der Arbeit. Gelegentlich passiert auch alles auf einmal.
Das Problem ist, dass unser Leben immer reibungslos ablaufen muss. Der Tag hat oft nicht genügend Stunden, und ein kleines Problemchen kann unser Leben schon aus dem Gleichgewicht bringen. Aber wir sollten nicht überrascht sein, wenn es Rückschläge gibt. Die Bibel erinnert uns daran, dass das Leben alles andere als reibungslos verläuft:
“Unser Leben währet siebzig Jahre,
und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre,
und was daran köstlich scheint,
ist doch nur vergebliche Mühe;
denn es fähret schnell dahin,
als flögen wir davon.” (Ps 90,10)
Im Gleichnis vom Sämann (Mk 4,3-20) sprach Jesus von den Samenkörnern, die auf dornigen Boden gesät werden und die von den Dornen erstickt werden. Er erklärte:
“Und andere sind es, die unter die Dornen gesät sind: Die haben das Wort gehört, und die Sorgen der Welt […] ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht.” (Mk 4,18-19)
Als Menschen haben wir unsere Grenzen. Wir können uns nur auf eine Sache zur gleichen Zeit konzentrieren. Wenn wir also unsere Aufmerksamkeit einer Angelegenheit schenken, geht das auf Kosten von etwas anderem. Konzentrieren wir uns auf die Dinge unseres Alltagslebens, haben wir folglich auch weniger Aufmerksamkeit und Zeit für Gott. Schlimmer noch, die Sorgen des Lebens haben das Potential unser geistliches Leben auszutrocknen. Gottes Wort kann nicht in uns wachsen und Frucht bringen.
In meiner Situation hinterließen sie Stress, Müdigkeit und das Gefühl, geistlich niedergeschlagen zu sein. Ich hatte Gott nichts mehr zu geben. Jegliche Kraft, Frucht zu bringen, war ganz und gar im Keim erstickt worden.
Zeiten wie diese erinnern mich daran, wie wir immer wieder zur Ruhe kommen und darüber reflektieren müssen: Was kann ich tun, um nicht von den Sorgen des Lebens überwältigt zu werden?
Gott danken
Eine allzu leichte Reaktion auf die Probleme des Lebens ist es, zu klagen. Wir beginnen mit Selbstmitleid. Dann meckern wir lautstark über unsere missliche Lage, und schließlich kann es dazu führen, dass wir uns von zunehmend von Gott distanzieren.
Das erinnert an das Verhalten der Israeliten in der Wüste, als sie sich über die gleichbleibende Versorgung mit Manna und Wasser beschwerten. Für ihren Geschmack kam die Nahrung nicht schnell genug (2.Mo 14,11.12; 15,24; 16,2.3; 17,3; 4.Mo 11,4-6). Gott sorgte sich persönlich um die Israeliten und erwartete als Gegenleistung nur Glauben und Gehorsam. Für das anspruchsvolle Volk war das jedoch nicht gut genug.
Aus der Bibel wissen wir, dass Gott das Klagen der Menschen nur ungern sieht. Klagen stehen für Undankbarkeit und Ungehorsam. Indem wir uns beschweren, bringen wir zum Ausdruck, dass wir mit Gottes Vorkehrung unzufrieden sind, dass wir das Gefühl haben, dass seine Liebe und Fürsorge unzureichend sind und dass wir mehr verdient hätten. Was war das Ergebnis für die Israeliten? Nun, diejenigen, die klagten, wurden vernichtet (4. Mo 11,1,33; 1. Kor 10,10). Also, Nörgler aufgepasst!
Das Gegenmittel zur Klage ist Danksagung. Die Bibel erinnert uns daran: “Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.” (1. Thess 5,18). Tatsächlich ist die Dankbarkeit Gott gegenüber positiv für unser geistliches Wohlergehen. Sie stellt uns auf einen höheren Grund.
Unter Umständen tut uns eine andere Einstellung gut. Vielleicht lohnt es sich uns die Gewohnheit anzueignen, sich an Gottes Gnade und Fürsorge zu erinnern und ihm unseren Dank dafür auszusprechen, dass er uns Leben, Obdach, Nahrung, Kleidung und vieles mehr geschenkt hat. “Mehr” ist die Tatsache, dass wir die Erlösung haben, weil Gott uns seinen einzigen Sohn Jesus Christus gesandt hat, damit er für uns stirbt (Joh 3,16). Daran denkend werden wir es kaum wagen, uns zu beklagen, weil wir einsehen werden, dass Gott wirklich alles für uns aufgegeben hat. Stattdessen werden wir lernen, demütig und sanftmütig mit Gott unseren Weg zu gehen, weil wir die Größe seiner Liebe und Gnade schätzen. Nichts haben wir getan, um sie zu verdienen.
Dankbarkeit kommt, wenn wir lernen, der Realität ins Auge zu sehen. In dem bequemen Leben, das die meisten von uns führen, können unsere Erwartungen recht hoch sein. Wir erwarten ein Leben mit einem Minimum an Problemen, oder, in meinem Fall, überhaupt keine.
Dennoch vergessen wir oft, dass wir in einer gefallenen Welt leben, einer Welt, die bei weitem nicht perfekt ist, weil die Sünde in sie eingedrungen ist (Röm 5,12). Vollkommenheit kann nur im Himmel gefunden werden. Und so sollten wir uns nicht wundern, wenn wir auf Probleme, Krankheiten oder Prüfungen stoßen. Dies alles gehört zum Leben dazu.
Als Christen bitten wir Gott um die Kraft, uns ihnen zu stellen. Sie werden uns lehren, dass diese Welt nicht unsere Heimat ist und dass wir unsere Hoffnung nicht in sie setzen sollten. Vielmehr gibt es einen weitaus besseren Ort, der uns erwartet – einen Ort, an dem es keine Trauer oder Tränen gibt (Offb 21,4).
Dankbarkeit entsteht auch dadurch, dass man Sachverhalte ins rechte Licht rückt. Über manche Dinge lohnt es sich offen gesagt nicht, sich so aufzuregen. In meinem Fall sind das eingestürzte Zaunpaneele, eine lose Dachrinne und ein kaputtes Auto. Wenn ich sie mit den weitaus größeren Herausforderungen vergleiche, denen viele andere Menschen gegenüberstehen – wie etwa schwere Krankheiten oder Verfolgung -, dann verblassen meine Probleme im Vergleich dazu. In der Tat werden sie lächerlich klein.
Wir dürfen uns daran erinnern, dass all diese Dinge, ob groß oder klein, eines Tages vorübergehen werden. Wenn das alles wäre, was es im Leben gäbe, dann hätten wir Grund, uns Sorgen zu machen und uns zu beklagen. Aber als Christen haben wir eine himmlische Hoffnung (1 Petr 1,3.4).
Unsere Sorgen auf den Herrn werfen
Christen sind von den Prüfungen des Lebens nicht ausgenommen, aber wir können aus der Tatsache, dass der Herr unser Ringen versteht, Mut schöpfen (Hebr 4,15). Er lädt uns ein, vor Seinen Gnadenthron zu treten, um in Zeiten der Not durch Gebet Hilfe zu erhalten. Dies ist ein besonderer Segen und eine besondere Gnade, die uns als Christen geschenkt wird.
Manchmal jedoch verkomplizieren wir die Dinge, indem wir darüber spekulieren, was wir mit Gott teilen können oder nicht. Zum Beispiel denken wir vielleicht, dass wir nur für geistliche Dinge beten sollten, und fühlen uns vielleicht sogar schuldig, wenn wir weltliche Belange ansprechen. Dennoch sollte das Gebet nicht kompliziert sein, denn die Bibel lehrt uns:
“Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!” (Phil 4,6)
Und wenn wir im Geist beten, so tritt der Heilige Geist nach dem Willen Gottes für uns ein und tröstet uns.
“Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er tritt für die Heiligen ein, wie Gott es will.” (Röm 8,26.27)
Das Gebet ist wahrlich eine Lektion im Glauben. Durch das Gebet lernen wir, Gott unsere Sorgen mitzuteilen und sie loszulassen. Es setzt unseren Glauben voraus, dass er uns erhört, dass er uns liebt und dass er tun wird, was für uns am besten ist. Wir müssen nicht voraussehen, was Gott tun oder nicht tun wird – wir sollten es ihm überlassen. Manchmal bedarf dieses Vertrauen Übung.
Ich erinnere mich an eine Anekdote aus einer Predigt vor vielen Jahren. Es ging um einen müden Mann auf der Heimreise, der mit seinem schweren Gepäck zu kämpfen hatte. Doch als er von einer vorbeifahrenden Kutsche ein Stück weit mitgenommen wurde, weigerte er sich beharrlich, sein Gepäck abzulegen. Diese Geschichte löste in der Versammlung ein allgemeines Schmunzeln aus, weil sie an unsere eigenen menschlichen Schwächen erinnerte.
Tatsächlich sind wir im Gebet zu Gott oft wie Reisende, die an ihren Lasten festhalten und Angst haben, loszulassen, selbst wenn man uns eine Erholungspause gewährt. Der Älteste Petrus verrät uns das Heilmittel: “Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.” (1.Petr 5,7). Wir dürfen unsere Sorgen nicht nur Gott mitteilen, sondern wir dürfen sie auch auf ihn werfen, sie seinen starken Händen überlassen. Wenn wir das tun, werden wir entdecken, wie wunderbar Er ist.
Um zu meiner anfänglich ausgeführten misslichen Lage zurückzukehren: Ich einigte mich schließlich mit einem Autohändler über den Kauf eines neuen Autos und war bereit, das alte Auto dafür einzutauschen. Der Abholtag war der folgende Mittwoch. Das einzige Problem war nur die Aussicht auf schlechtes Wetter. Ich fragte mich, wie ich den alten Wagen mit kaputten Scheibenwischern, zu dem etwa zwanzig Kilometer entfernten Autohaus fahren sollte.
Die Wettervorhersagen der nächsten fünf Tage im Internet deuteten auf zunehmend schlechtes Wetter hin, wobei für den besagten Mittwoch und Donnerstag Regen angesagt war. Ich zögerte, den Termin abzusagen und war auch nicht in der Lage, einen geeigneten Alternativtermin anzubieten.
Mutlos rief ich meinen Mann an, der sich zu dieser Zeit in Schottland aufhielt. Sein Rat war, für gutes Wetter zu beten. Ich war mir unsicher. Schließlich ist Gott nicht dazu da, um nach meiner Pfeife zu tanzen und etwas so Triviales wie das Wetter für mich zu regeln! Doch mein Mann erinnerte mich daran, dass Gott zwar nicht mein Sklave ist, aber dass er trotzdem unser himmlischer Vater ist. Mit diesem Gedanken bewaffnet, wies ich meine beiden Söhne an diesem Abend an, für gutes Wetter zu beten.
Am nächsten Tag sah ich mir den Wetterbericht noch einmal an. Als ich auf der Webseite war, lachte ich laut auf. Dort, mitten in der Woche, an diesem verzwickten Mittwoch, war ein leuchtend gelbes Sonnensymbol! Ich war verblüfft und gedemütigt von Gottes Gnade.
Gott sei gelobt, die Sonne schien tatsächlich, als ich das Auto abholte. Und am nächsten Tag regnete es ordentlich. Ich werde nie vergessen, dass Gott unser himmlischer Vater ist, der unsere Herzen kennt und unsere Probleme versteht. Das Beste von allem ist, dass meine Kinder eine wunderbare Lektion über die Kraft des Gebets lernen durften.
Schluss
Das Leben ist voller großer und kleiner Prüfungen. Sie lehren uns, der Gnade Gottes zu gedenken und für alles Gute zu danken. Sie rücken Dinge auch in die richtige Perspektive – dass so manches in der Realität nicht wirklich wichtig ist. Wie ärgerlich und beunruhigend unsere irdischen Sorgen auch sein mögen, sie werden alle vergehen. Wichtig ist, dass wir uns auf Gott fokussieren und uns auf unsere zukünftige himmlische Hoffnung freuen.
Als Christen haben wir das Privileg, unsere Sorgen durch Gebet Gott anzuvertrauen. Besser noch, wir können ihn um Kraft bitten ein siegreiches Leben zu führen, in dem wir die Dornen überwinden können. Dann, eines Tages, wenn wir unseren himmlischen Lohn erhalten haben, werden wir zurückblicken können und erkennen, dass die Dornen eigentlich nichts waren.