Die Einheit der Gemeinde

Nach einem Artikel aus Manna, Issue 33; Okt 2000, Seite 41-43 Eng Guan Tay, Singapur, übersetzt 2017
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Gottes Wesen ist Eins. Gottes Heilsplan und sein Rahmen ist über alle Zeiten hinweg Einer.

Gottes Wesen ist unveränderlich. Deshalb verändert sich auch der Rahmen seines Heilsplanes nicht, obwohl sich der Zugang zum Heil änderte, nachdem sich die entsprechenden Voraussagen erfüllt hatten. Das Prinzip des „Einen“ ist gut zu erkennen in der einen Familie im Garten Eden, in der Wahl von Sets anstatt Kains Nachkommen und in der Berufung von Noah und Abraham. Gott erwählte nur Isaak und nicht Ismael, nur Jakob und nicht Esau, nur Israel und nicht andere Völker. Der Leib Christi ist der einzige, in dem Heiden und Juden vereint sind und schließlich gibt es nur eine Gemeinde, die die Braut Christi sein wird. Auch hat Gott im ganzen Universum nur diesen einen Planeten, die Erde, ausgewählt – „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“

Als Paulus in Rom im Gefängnis war, drohte die Gemeinde in zwei Teile zu zerbrechen – einen jüdischen und einen heidnischen Teil. Das war eine weitaus gefährlichere Bedrohung der frühen Kirche als die Verfolgung durch die Römer.

In seinem Brief an die Epheser befasste sich Paulus mit diesem Problem und beschrieb drei Grundpfeiler, worauf die Einheit der Gemeinde beruht: auf der Gründung der einen Gemeinde mit Juden und Heiden (Eph 2,11-22), auf dem einen Rettungsplan Gottes, gemäß seinem einen Wesen (Eph 4,1-6) und auf dem tiefen Geheimnis, dass die Gemeinde die eine Braut Christi ist (Eph 5,22.23).

Versöhnung von Juden und Heiden in Christus (Eph 2,11-22)

… damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst. (Eph 2,15.16)

In Epheser 2,11.12 stellte Paulus fest, dass „zu jener Zeit“ die Heiden „Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung“ waren, „ohne Hoffnung und ohne Gott“. Es war klar, dass die Heiden von dem Bund, den Gott mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte, ausgeschlossen waren, da sie keine Nachkommen Abrahams waren. Der eine Heilsplan in der Zeit vor Jesus verbannte die Heiden. Sie waren ohne Hoffnung und ohne Gott. Aus menschlicher Perspektive betrachtet gab es zu jener Zeit keinen Weg zu Gott für sie und Gott eröffnete ihnen auch keinen anderen Weg, weil das gegen sein Wesen des Einen gegangen wäre.

Dann kam Christus in diese Welt, die Menschen zu erlösen. Epheser 2,13-16 beschreibt, wie er diesen Auftrag erfüllte und doch bei dem einen Heilsplan blieb. Zuerst hat er durch das Opfer seines Leibes das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, das die Juden von den Heiden trennte, beseitigt (Eph 2,14.15). Damit waren diese beiden getrennten Gruppen in Gott miteinander versöhnt (Eph 2,16; Mt 27,51; 2.Mose 26,33), waren nun Glieder des einen Leibes Christi (vgl. auch Eph 2,17.18 und 1.Kor 10,16.17). In all dem blieb Gott bei seinem Grundsatz, dass man zu ihm nur auf einem Weg kommen konnte. Er erweiterte den Bereich derer, die gerettet werden können und schloss die Heiden mit ein, indem er einen neuen Weg eröffnete, der den alten ablöste. Er verlangte nicht, dass nun jeder auf einem jeweils anderen Weg zu ihm kommen sollte. 

Gottesdienst mit anderen Christen zusammen?

 Mit dem Gedanken, auch Brüder und Schwestern aus anderen Gemeinden zu lieben, nehmen manche aus der Wahren Jesus Gemeinde an anderen Gottesdiensten teil oder laden diese zu ihren ein. Dabei werden rettungsrelevante und eher kontroverse Themen wie z.B. die Taufe, der Empfang des Heiligen Geistes oder die Lehre von der einen Gemeinde möglichst vermieden. Man schiebt sie mit dem Gedanken, „vielleicht hat ja jeder recht“, beiseite.

Vergleichen wir dazu zunächst die Beziehung der Wahren Jesus Gemeinde zur viel größeren Gemeinschaft der anderen Christen mit der Beziehung der apostolischen Gemeinde zur viel größeren jüdischen Gemeinschaft des 1. Jahrhunderts, so gibt es auffallende Ähnlichkeiten.

Die Wahre Jesus Gemeinde wird, wie die apostolische Gemeinde, oft als eine kleine und neue Sekte innerhalb der größeren Gemeinschaft betrachtet (vgl. Apg 24,14). So wie die Gemeinschaft der Christen heute aus vielen Denominationen besteht, bestanden die Juden damals auch aus verschiedenen Gruppierungen wie z.B. den Pharisäern, den Sadduzäern (Apg 23,6) und den Essenern.

Die frühen Christen beteten anfangs zusammen mit den Juden im Tempel (Apg 2,46.47) und Paulus war es wichtig, dass er in jeder Stadt, in die er kam, zuerst in die jüdische Synagoge oder Gemeinschaft ging und dort anbetete und das Evangelium predigte (Apg 13,14.15; 14,1; 16,3). Dennoch mussten die frühen Christen schließlich den Tempel bzw. die jüdische Gemeinschaft verlassen, wenn sie Christus und seine Lehre predigten (Apg 4,1-4.8-21; 13,42-48; 14,1.2).

In gleicher Weise können Christen der einen Gemeinde zwar mit anderen Christen anderer Gemeinden Gottesdienst feiern, jedoch unter der Bedingung, dass sie mutig zu ihrem Glauben stehen und ihn verkünden. Vermutlich werden sie dann infolge ihres anderen Glaubens und ihrer anderen Auffassung von der Wahrheit bei den Leitern der anderen Gemeinden nicht mehr willkommen sein. Wir müssen daher auch mit Verfolgung durch andere Christen rechnen. So geschah es beispielsweise in China kurz nach der Entstehung der Wahren Jesus Gemeinde.

Wahre Bruderschaft

Wann ist jemand ein Bruder oder eine Schwester in Christus? Paulus schmerzte es sehr zu wissen, dass seine eigenen Landsleute und Brüder, die Juden, nicht gerettet werden würden, es sei denn sie glauben an Jesus (Röm 9,2.3; 10,1; Apg 4,12). Wir können nicht selbst entscheiden, wer unsere Brüder und Schwestern im Geist sind. Die Bibel sagt es eindeutig – wir sind Geschwister in Christus, wenn wir in Christus verbunden sind. Denn in Christus sind wir alle, durch Glauben, Kinder Gottes (Gal 3,26) und wir alle, die auf Christus getauft sind, haben Christus „angezogen“ (Gal 3,27).

Epheser 2,13 sagt: „Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi.“ So gesehen macht uns die Taufe in den einen Leib Christi, in die eine Gemeinde, zu Brüdern und Schwestern. Wir verwischen Tatsachen, wenn wir andere Brüder oder Schwester nennen, obwohl ihnen ihre Sünden noch gar nicht in der einen Taufe mit dem Geist, dem Wasser und dem Blut als Zeugen (1.Joh 5,8) vergeben wurden und sie noch keinen Teil an Jesus durch die Fußwaschung haben (Joh 13,8). In Epheser 2,19-22 malt Paulus folgendes Bild einer vereinten Gemeinde:

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Die Gemeinde Gottes ist nur eine; sie gründet sich auf der Wahrheit und der Heilige Geist wohnt in ihr. Eine bunte Mischung aus Christen verschiedenen Glaubens, die zusammen Gott anbeten, aber jeder mit einer anderen „Grundlage“, passt nicht zu der einen Gemeinde.

Die Einheit der Gemeinde bewahren (Eph 4,1-6)

Hier ist „ein Leib und ein Geist …“ (Eph 4,4)

Die Geschehnisse in Apostelgeschichte 10 und 11 erreichten ihren Höhepunkt in Kapitel 15, in der Apostelversammlung in Jerusalem. Dort klärte man, dass die Heiden auch zum Leib Christi, zur Gemeinde, gehören und gerettet werden können. Trotzdem war die Einheit immer auch durch verschiedene Probleme innerhalb der Gemeinde bedroht. Ganz obenan stand dabei die Gefahr durch die weiterhin praktizierten unmoralischen Lebensstile und Philosophien, die die Heiden mit in die Gemeinde brachten, ebenso wie die immer gegenwärtige Gefahr für die Judenchristen, in die jüdische Gesetzlichkeit zurückzufallen. In Epheser 4,1-6 mahnt Paulus Einigkeit an und erklärt, wie man sie im Leib Christi bewahren kann.

Der Schlüssel zur Wahrung der Einheit liegt in dem festen Entschluss, ein neues Leben zu führen, gegründet auf dem rechten Verständnis des einen Heilsplanes Gottes. Natürlich ist die Einheit in Gefahr, wenn Gläubige einen gottlosen Lebenswandel führen. Zweifellos wird ein Leiter, dessen Lebensstil „unheilig“ ist, Christi Lehre so zurechtbiegen, dass sie sein Tun rechtfertigt. Das lässt sich in manch abenteuerlichem und befremdenden Verhalten einiger religiöser Leiter heute beobachten. Oder, in einer immer demokratischer werdenden Kirche trachten „ungeistliche“ Mitglieder danach, der Kirche ihren Willen aufzuzwingen. Das macht dann diese Kirchen möglicherweise unfähig, den „schmalen“ Weg zu verkündigen. In Epheser 4,1 mahnt Paulus, „der Berufung würdig“ zu leben, mit der wir berufen sind.

Wer seiner Berufung würdig lebt, entwickelt Tugenden, die es ermöglichen „die Einigkeit zu wahren im Geist durch das Band des Friedens“, als da seien: Demut, Sanftmut, Geduld und sich gegenseitig in Liebe ertragen. Diese Eigenschaften können den anderen ertragen und sie absorbieren Streit und Meinungsverschiedenheiten bis sie verschwinden. Gideons sanfte Antwort beispielsweise bewahrte die Einheit Israels (Ri 8,1-3). Zum anderen braucht es zur Wahrung der Einigkeit mitunter aktives Handeln, wie es Jesus in der Bergpredigt lehrte, wenn er sagte: versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, bevor du Gott eine Gabe opferst (Mt 5,23.24).

Der eine Rahmen von Gottes Heilsplan

In Epheser 4,4-6 kommt das Wort „ein“ viele Male vor und der Abschnitt liest sich fast wie eine poetische Rezitation. Diese „ein“-Worte beschreiben im Grunde den Rahmen von Gottes Heilsplan. Gott ist Einer (5.Mo 6,4) und es ist ihm wichtig, dass die Gemeinde eins ist, wie Jesus mit Gott eins ist (Joh 17,11.20-23). Wenn wir das verstanden haben, dann wird auch uns diese Einheit, wie Gott sie möchte, ein wichtiges Anliegen sein.      

Wir schauen uns die „ein“-Worte einmal näher an und versuchen zu verstehen, was Gott damit sagen will:  

  • Ein Leib – die eine Gemeinde (Eph 1,22.23). Christus hat nur eine Gemeinde und für die Nachfolger Christi ist es wichtig, in dieser einen Gemeinde zu sein. (Vgl. auch Mt 24,24 und Joh 10,14.15).
  • Ein Geist – ein Heiliger Geist. Habt acht vor falschen Geistern (1. Joh 4,1-6). Der Heilige Geist ist Gott (Apg 16,7-10).
  • Eine Hoffnung – die Hoffnung, Gottes Kinder in seinem himmlischen Reich zu sein und nicht etwa an Jesus zu glauben, aber nur auf irdische Dinge zu hoffen (1.Kor 15,19).
  • Ein Herr – unser Herr, Jesus Christus. Niemand sonst sollte Herr genannt werden, außer Christus selbst (Mt 23,8-10; 1.Kor 1,12.13).
  • Ein Glaube – ein Grundbestand an Lehrsätzen, die wir glauben (Tit 1,4), die den Aposteln, den Propheten und auch den Heiligen von Jesus gegeben wurden (Eph 2,20; Judas 3).
  • Eine Taufe – eine Art und Weise zu taufen und die Taufe zu empfangen (Röm 6,3; Hebr 10,26-29).
  • Ein Gott und Vater aller – dient niemand anderem. Die falschen Alternativen – der Mammon (Mt 6,24) und der Satan (Joh 8,44).

Die Lehre von der einen wahren Gemeinde ist eine „harte“ Rede (Joh 6,60). Wenn wir jedoch verstehen, dass diese Lehre mit dem Wesen Gottes, das Eins ist, übereinstimmt, können wir sie demütig akzeptieren und danach streben, die Einigkeit der Gemeinde zu bewahren. Die poetische Schönheit der „ein“-Aufzählung in Epheser 4 spiegelt auch die Schönheit der wahren Einigkeit wider.

Und es steckt noch viel mehr Tiefe und Schönheit in dieser Lehre.

Die Gemeinde – Die Braut Christi (Eph 5,22-33)

Dies Geheimnis ist groß, ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde. (Eph 5,32)

Von all den Bildern, mit denen die Beziehung Gottes zu seinen Auserwählten beschrieben wird, beschreibt der Vergleich der Beziehung von Mann und Frau die Aspekte der aufopfernden Liebe und Treue am stärksten. „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben.“ (Eph 5,25) – dieser Vers spricht von der aufopfernden Liebe Christi. Wir glauben fest an Jesu Treue (2.Tim 2,13), aber er verlangt solche Treue auch von seiner Braut: „Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen“ (Eph 5,24). Es kann daher nur eine Gemeinde sein, weil Jesus die Einehe gelehrt hat (Mt 19,3-9).

Das grundlegende Prinzip von Ehe hervorhebend, zitierte Jesus 1.Mose 2,24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen und sie werden sein ein Fleisch“. Auch Paulus zitierte in Epheser 5,31 denselben Vers und deutete dieses Geheimnis auf Christus und die Gemeinde. Diese schöne Metapher lässt uns die geistliche Wirklichkeit erahnen. Christus verließ den Vater im Himmel (Phil 2,6-8) um seine Braut, die Gemeinde, zu retten. Sie bereitet sich vor, ihren Herrn zu treffen (Eph 5,25.27; Offb 21,2.9.10), und die beiden werden Eins werden, wenn Jesus im Neuen Jerusalem wohnt (Offb 21,22; 22,3-5). Wie sehr liebt Jesus diese eine, seine Gemeinde!

Die Ökumene-Welle macht auch vor der Tür der Gemeinde nicht Halt. Manche unterstützen diese Bewegung, weil sie meinen, dass Gott es doch sicher gefallen würde, wenn sich die Zahl der Gläubigen mehrt. Aber Jesus hat nur einen Leib. Jesus hat nur eine Braut. Er machte deutlich, dass er in seinem Leib Einigkeit möchte, allerdings eine nach seinem Willen. Der Brief an die Epheser beschreibt, wie die eine Gemeinde Gottes aussieht und wie Einigkeit bewahrt werden kann.

Wer sich jedoch von der Lehre Christi abwendet, der verlässt damit den einen Leib Christi (2. Joh 9.10). Wenn man auch solche als Glieder des einen Leibes betrachtet, die nicht durch die eine Tür (Christus) in der rechten Weise (durch die Taufe) gekommen sind, dann ist das wie das heimliche Einbringen eines Sauerteigs in den Teig (Mt 13,33) und ist nicht gut (1.Kor 5,6-8). Und es ist auch nicht das Einpropfen von wilden Ölzweigen in den eigentlichen Ölbaum (vgl. Röm 11,17).

Dass Gott in vielem und eben auch bezüglich der Gemeinde das Prinzip des „Einen“ hat, ist keine Erfindung der Wahren Jesus Gemeinde, sondern Ausdruck von Gottes Wesen, welches in der Bibel nachzulesen ist. Im Bewusstsein ihrer Stellung als einzige Braut Christi weiß die Gemeinde auch – in Demut –, dass sie dies allein aus der Gnade Gottes ist.

Mit dieser Stellung ist nicht Ausgrenzung verbunden. Jeder, der gerettet werden soll, wird aufgenommen. Diesen Auftrag versuchen wir auf dem einen Weg, den Gott uns gezeigt hat, zu erfüllen.