Der eine Geist
Artikel aus der Reihe “Der eine Leib”, “Der eine Geist” und “Der eine Glaube”
Die Lehre vom Heiligen Geist ist Gegenstand vieler, jedoch sehr unterschiedlicher, Interpretationen in den jeweiligen Denominationen. Die Anschauungen unterscheiden sich zum einen bezüglich der Frage zum Empfang des Heiligen Geistes. Zum anderen gibt es viele verschiedene geistliche Phänomene, die mit der „Taufe mit dem Heiligen Geist“ in Verbindung gebracht werden. Diese Vielfalt ist jedoch nicht die Erfahrung der apostolischen Kirche gewesen. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass die Apostel eine gemeinsame Erfahrung teilten, nämlich den Zeitpunkt, als der Heilige Geist auf sie fiel. Und für sie war diese Erfahrung das notwendige Zeichen dafür, den Heiligen Geist empfangen zu haben. Daher muss man angesichts so vieler verschiedener Behauptungen und geistlicher Erfahrungen im heutigen Christentum lernen zu unterscheiden, wo der Heilige Geist aufgrund biblischer Kriterien und des apostolischen Beispiels wirklich gegenwärtig ist und wo nicht.
In der apostolischen Gemeinde wurden die Gläubigen in den einen Leib getauft und alle „mit einem Geist getränkt“ (1.Kor 12,13). Mit anderen Worten galt für alle, die in die Gemeinde getauft wurden, auch die Verheißung des Heiligen Geistes. Zusammen mit den anderen wurden diese Gläubigen ein Ort, an dem der Heilige Geist wohnte. Für uns heute ist wichtig, Erfahrungen des Empfangens des Heiligen Geistes mit denen der Apostel zu vergleichen, und so zu prüfen, ob man den verheißenen Heiligen Geist empfangen hat und ob man auch mit diesem „einen Geist getränkt“ worden ist.
Wenn das Zeichen, das die Taufe mit dem Heiligen Geist begleitete, heute in einer Gemeinschaft fehlt, dann ist in dieser Gemeinschaft der Heilige Geist nicht gegenwärtig. Sie kann nicht der Leib Christi sein, denn „wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ (Röm 8,9). So wie der Leib tot ist ohne Geist, hat auch eine Gemeinschaft ohne den Heiligen Geist das Leben Jesu Christi nicht in sich. Damit Gläubige jedoch am Leben Christi Anteil haben muss der Heilige Geist in der Gemeinde heute genauso anwesend sein, wie er es in der apostolischen Kirche war.
Das apostolische Vorbild
Die Jünger am Pfingsttag
Was war die Erfahrung der Apostel, als sie den Heiligen Geist empfingen? Schauen wir uns an, was geschah, als der Heilige Geist auf sie ausgegossen wurde:
„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ (Apg 2,1-4)
Als die Jünger den Heiligen Geist empfingen, fingen sie an, in anderen Zungen zu reden. Diese wunderbare Erfahrung begleitet die erste Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Erfahrung war so eindrücklich, dass es die Umstehenden anzog und sie sehr verwundert waren über die Erscheinung, deren Zeuge sie gerade geworden waren. Da trat Petrus auf mit den anderen Aposteln und erklärte der Menge, was gerade geschehen war: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört.“ (Apg 2,32.33). Der Empfang des Heiligen Geistes wird begleitet von einem solch sichtbaren äußerlichen Zeichen, dass sogar Außenstehende es sehen und hören können.
Was bedeutet „in Zungen reden“? Es ist Reden in einer geistlichen Sprache, die keiner irdischen Sprache gleicht. Es sei denn die Zungenrede wird interpretiert, sonst kann niemand, außer Gott, sie verstehen: „Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen.“ (1.Kor 14,2). Die Fähigkeit zum Reden in Zungen kommt vom Heiligen Geist und nicht durch Nachahmung anderer.
Manche Christen meinen, dass das Reden in Zungen nicht eine unverständliche Sprache bezeichnet, sondern einfach nur meint, dass man Gott in einer verständlichen Sprache lobt. Sie glauben, dass wenn die Jünger in unverständlichen Sprachen gesprochen hätten, dann hätte die frommen Juden sie nicht verstanden.
Was an Pfingsten geschah, war vorher so noch nie geschehen. Obwohl die gottesfürchtigen Juden die Apostel hörten, waren sie „bestürzt“ (Apg 2,6), „entsetzt“ und „ratlos“ (Apg 2,12). Obwohl die Jünger Galiläer waren (Apg 2,7), hörten die anderen sie in ihrer je eigenen Sprache sprechen. Das war in der Tat ein großes Wunder.
Aber sprachen die Jünger wirklich diese verschiedenen irdischen Sprachen? Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, schrieb, dass jeder „sie in seiner eigenen Sprache reden“ hörte (Apg 2,6). Mit anderen Worten, sie konnten sie in ihrer eigenen Sprache hören, weil Gott sie befähigte, die geistliche Sprache zu verstehen. Die Jünger sprachen eigentlich keine menschlichen Sprachen. Wenn die ca. 120 Menschen wirklich diese 15 verschiedenen Sprachen zur gleichen Zeit gesprochen hätten, hätten die Umstehenden nichts als einen großen Lärm gehört und es wäre unmöglich gewesen, eine Sprache von der anderen zu unterscheiden.
Dazu kommt die Frage, warum die Anderen, die auch dabeistanden, spotteten und meinten, sie wären betrunken (Apg 2,13)? Es wäre doch seltsam, sogar Verleumdung, wenn diese Anderen die Jünger als betrunken bezeichnet hätten, wenn sie doch nur Gott in anderen menschlichen Sprachen gelobt hätten – es sei denn, natürlich, die Jünger sprachen wirklich in unverständlichen Zungen, die überhaupt nicht nach irgendeiner irdischen Sprache klangen. Diese gottlosen Spötter konnten die Zungen der Jünger nicht verstehen, weil Gott ihnen nicht die Ohren geöffnet hatte. Also war das äußerliche Zeichen, das die Ausgießung des Heiligen Geistes begleitete, das Sprechen in unverständlichen, geistlichen Zungen.
Die Gläubigen in Samaria
„Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist.“ (Apg 8,14-17)
Die Männer und Frauen von Samarien hatten nach der Predigt des Philippus Jesus als ihren Herrn angenommen und waren auf den Namen Jesu getauft. Aber sie empfingen den Heiligen Geist nicht gleich danach. Das widerlegt den im heutigen Christentum verbreiteten Glauben, dass man in dem Moment, in dem man Jesus in seinem Herzen akzeptiert, den Heiligen Geist empfangen hat. Es zeigt auch, dass der Empfang des Heiligen Geistes nicht mit dem Zeitpunkt und der Durchführung der Taufe zusammenfällt.
Als der Heilige Geist auf die Gläubigen in Samaria fiel, gab das klare, äußerlich sichtbare Zeichen, so wie es auch am Pfingsttag gewesen war. Es gab ein offensichtliches Vorher und Nachher, was Lukas veranlasste zu berichten, dass die Gläubigen den Heiligen Geist empfingen, als ihnen die Hände aufgelegt wurden. Ein solches Ereignis wurde auch von einem Zauberer namens Simon beobachtet: „Als aber Simon sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach: Gebt auch mir die Macht, damit jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange.“ (Apg 8,18.19). Daher ist der Empfang des Heiligen Geistes mehr als ein stiller, innerlicher Vorgang.
Kornelius
Ein paar Kapitel weiter lesen wir in der Apostelgeschichte, dass Gott Petrus zum Haus des Kornelius, einem Heiden, schickte, um ihm das Evangelium zu verkünden. Als Kornelius und seine Familie und Freunde gemeinsam Petrus‘ Predigt zuhörten, fiel der Heilige Geist auf alle von ihnen.
„Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?“ (Apg 10,45-47)
Die jüdischen Brüder waren erstaunt, denn sie hörten die Heiden in Zungen reden und verwunderten sich, dass Gott auch den Unbeschnittenen den Heiligen Geist gegeben hatte.
Auch hier ist ersichtlich, dass die Zungenrede ein Zeichen für den Empfang des Heiligen Geistes ist und dass es dieses Zeichen war, aus dem Petrus schloss, dass Kornelius und die anderen den Heiligen Geist empfangen hatten. Er sagte: „…, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir.“ Petrus fand, dass diese Heiden den Heiligen Geist empfangen hätten, weil sie in Zungen redeten, gleich wie die Apostel es am Pfingsttag taten. In Zungen reden war also in der apostolischen Gemeinde die allgemeine Erfahrung, wenn man den Heiligen Geist empfing und es war das Zeichen, aufgrund dessen die Apostel entschieden, ob jemand den Heiligen Geist empfangen hatte oder nicht.
Eine andere Lektion, die uns dieses Ereignis lehrt ist, dass ein frommer Lebensstil nicht notwendigerweise bedeuten muss, dass man den Heiligen Geist empfangen hat. Viele bekennende Christen auf dieser Welt leben ein frommes Leben, opfern sich auf, um den Bedürftigen zu helfen und Gott zu dienen. Bringen sie nicht die Frucht des Geistes? Wenn ja, wie können wir dann sagen, sie hätten den Heiligen Geist nicht empfangen? Ja, zweifellos ist es die Liebe Christi, die solche Christen zu solch ernsthaftem Eifer und solcher Selbst-Aufopferung motiviert. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass es im Verlauf der Geschichte viele Menschen gab, die Jesus nicht annahmen, aber rechtschaffen lebten und alles gaben zum Wohle der Menschheit. Kann man daraus dann schließen, dass sie den Heiligen Geist empfangen haben?
Kornelius „war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott.“ (Apg 10,2). Aber er hatte den Heiligen Geist nicht empfangen, bis der Geist während der Predigt des Petrus auf ihn fiel. Deswegen hatte Petrus auch nicht gesagt: „Kornelius muss schon vorher den Heiligen Geist gehabt haben, weil er so fromm ist. Wer könnte ihm die Taufe verwehren?“ Stattdessen wussten sie erst dann, dass der Geist auf sie gekommen war, als sie deutlich sahen und hörten, dass die Heiden in Zungen sprachen.
Die Gläubigen in Ephesus
„Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, dass Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten. Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer.“ (Apg 19,1-7)
Dieser Abschnitt zeigt, dass der Empfang des Heiligen Geistes unabhängig ist sowohl von dem Bekenntnis zu Christus als auch von der Taufe. Wenn es stimmen würde, dass alle, die Jesus als ihren Herrn bekennen, den Heiligen Geist hätten, so wie es vielfach von bekennenden Christen behauptet wird, warum fragte Paulus dann diese Gläubigen, ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten, als sie gläubig geworden waren? Die Gläubigen in Ephesus gaben zu, dass sie den Heiligen Geist noch nicht empfangen hatten, noch nicht einmal davon gehört hätten, dass es einen solchen gebe. Wenn man den Heiligen Geist mit seiner Bekehrung bekommen würde, dann hätte Paulus sie korrigiert und ihnen gesagt, dass sie den Heiligen Geist eigentlich schon hätten, ihnen das nur nicht bewusst wäre. Stattdessen fragte Paulus, ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten. Die Frage impliziert, dass der Empfang des Heiligen Geistes unabhängig ist von der Annahme Jesu als Herrn.
Außerdem zeigt dieser Abschnitt, dass der Empfang des Heiligen Geistes nicht mit der Taufe zusammenfällt. Wenn man bei der Taufe automatisch den Heiligen Geist empfangen würde, dann hätte Paulus den Gläubigen gesagt, „nun, da ihr im Namen Jesu getauft worden seid, habt ihr auch den Heiligen Geist empfangen“. Stattdessen legte er die Hände auf sie und der Heilige Geist fiel auf sie. Sie begannen in Zungen zu reden und weissagten – hier auch wieder: ihre Taufe mit dem Heiligen Geist wurde begleitet von sichtbaren und hörbaren Erscheinungen. Wie sonst hätte Lukas schreiben können, dass nun der Heilige Geist auf diese Epheser gekommen war, nachdem Paulus Hände aufgelegt hatte? Dieses und die vorherigen Ereignisse zeigen alle, dass die Zungenrede ein notwendiger Beweis dafür ist, dass man den Heiligen Geist empfangen hat.
Ein Geist und ein rettendes Evangelium
Die Gegenwart des Heiligen Geistes ist ein direktes Zeugnis für das rettende Evangelium. So wie es in Joh 14,17 steht, ist der Heilige Geist der Geist der Wahrheit. Jesus sagte zu seinen Jüngern (Joh 16,13). Der Heilige Geist kam in der Tat so, wie es Jesus gesagt hatte und er offenbarte den Jüngern die Wahrheit über die Rettung. So wie die apostolische Kirche auf dem rettenden Evangelium durch das Werk des Heiligen Geistes gegründet wurde, kann die heutige Gemeinde an diesem Evangelium nur mit der Führung des Heiligen Geistes festhalten und es verkündigen.
Man kann die vollständige Wahrheit über die Rettung nicht allein durch fleißiges Bibelstudium herausfinden. Man kann nur durch eine vom Heiligen Geist gewirkte Offenbarung das wirklich rettende Evangelium kennen.
„Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ (1.Kor 2,9.10)
Ohne die Offenbarung durch den Geist Gottes werden die Menschen Gottes Wort und seine Wahrheit unterschiedlich interpretieren. Seit der Reformation hat sich die Christenheit in viele verschiedene Denominationen aufgespalten, weil sich die Einzelnen bezüglich grundlegender Lehren uneinig waren. Während menschliche Interpretationen die Kirche spalten, eint die Offenbarung des einen Geistes die Kirche unter einem Glauben. Anstatt uns auf unsere eigenen Leistungen zu verlassen, müssen wir um den Heiligen Geist bitten, dass er uns die göttliche Wahrheit offenbart. Nur dann sehen und verstehen wir einen Weg zur Rettung, den Gott für uns vorbereitet hat.
Der Bericht von den Gläubigen in Ephesus zeigt, dass der Empfang des Heiligen Geistes eng damit verbunden ist, dass man das rechte Evangelium versteht. Deswegen sagte Paulus ihnen, sie sollten an den Herrn Jesus glauben und dann taufte er sie im Namen Jesu. Nachdem die neu Bekehrten dies angenommen hatten, empfingen sie den Heiligen Geist.
Im Leib Christi, in dem ein Geist wohnt, haben die Glieder dieses Leibes eine Hoffnung, einen Glauben, eine Taufe und einen Herrn. In der Wahren Jesus Gemeinde empfangen die Gläubigen auch heute noch den Heiligen Geist so, wie die Apostel ihn empfangen hatten. Hier, im Leib Christi, in dem der Geist wohnt, kann man das rettende Evangelium hören. Wer es dann annimmt und in den einen Leib Christi getauft wird, der wird, wie die Gläubigen der apostolischen Gemeinde, auch getränkt sein mit diesem „einen Geist“ (1.Kor 12,13).
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