Herausgerufen aus der Welt
Richard Solgot – Tampa, Florida, USA, 2001
Aufgewachsen in einer Familie, deren katholische Glaubenstradition bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, wurde ich in einem katholischen Schulsystem erzogen. Doch ich empfand immer eine innere Leere. Meinem Leben fehlte etwas, aber ich hatte keinen Namen dafür.
Ich ging dann zum Militär und entfernte mich von meinem katholischen Glauben, ging auch nicht mehr so oft wie früher in die Kirche. Doch Gott sei Dank. Die Frau, die ich heiratete, ist Mitglied in der Wahren Jesus Gemeinde und sie wartete mit viel Geduld und Tränen im Gebet auf meine Umkehr. Nach fünfzehn Jahren begann Gott, an mir und meinem Herzen zu arbeiten. Er zeigte mir, wie meine innere Leere erfüllt werden könnte.
Es begann damit, dass wir, d.h. unsere ganze Familie, neuerdings jeden Samstagmorgen zusammen die Bibel lasen. Meine Kinder waren schon in der Wahren Jesus Gemeinde getauft worden und meine Frau hatte diesen Vorschlag gemacht, weil sie dadurch geistlich wachsen wollte, was ich durchaus verstand. Sowohl meine Frau als auch mein Sohn Randy hatten den Heiligen Geist und beteten in Zungen. Aber, obwohl ich nichts gegen diese Art des Betens hatte, brachte ich es nicht fertig, selbst darum zu bitten. Ich wollte an meinem früheren Glauben festhalten und so beten, wie man es mir beigebracht hatte.
Wenn wir dann nach dem Bibellesen beteten, sollte ich auch laut beten, meinte meine Frau. Ich lehnte jedoch ab und meinte: „Ich werde auf meine Weise beten.“ und betete still, unter anderem zu Maria und anderen Heiligen und sagte verschiedene Gebete auf, dich ich als Kind in der katholischen Kirche gelernt hatte.
Die erste Vision
Das ging eine ganze Zeit lang so, bis eines Samstagmorgens etwas passierte. Wir hatten geplant, zu einem Seminar der Wahren Jesus Gemeinde in Pacifica, Kalifornien zu gehen. Meine Frau wollte dort unseren jüngsten Sohn Sean, zu der Zeit noch ein Säugling, taufen lassen. Ich versicherte ihr immer wieder: „Ja, ist okay. Wir gehen da hin.“ Aber eigentlich wollte ich überhaupt nicht dorthin fahren. Ich suchte nach einer Ausrede, nicht mitgehen zu müssen. Meine Frau könnte ja auch allein mit den Kindern gehen und ich bliebe zu Hause. Da ich noch beim Militär war, kam mir der Gedanke zu sagen, dass mein Urlaub nicht genehmigt worden sei. Aber Gott kennt unsere Herzen und weiß, was das Beste für uns ist. Hat Gott uns einmal berufen, dann gibt es kein Zurück.
Als wir an diesem Morgen niederknieten und beteten, sagte meine Frau wieder zu mir: „Bitte, warum betest du nicht einfach laut? Sag einfach laut ,Halleluja, lobe den Herrn!‘ und wiederhole das immer wieder.“ Aber ich antwortete „Nein, lass mich in Ruhe. Ich werde nicht so beten, sondern auf meine Weise.“
Doch als wir anfingen zu beten, erlebte ich etwas, was ich so noch nie vorher in meinem Leben erlebt hatte. Hätte mir jemand vorher so etwas erzählt, ich hätte ihm nicht geglaubt.
Als ich mich niederkniete, ließ Gott mich eine Vision sehen. Ich sah mich selbst, kniend in einem Lichtkreis. Am Rand des Kreises waren sechs Gestalten in Mönchsgewändern, die Kapuzen ins Gesicht gezogen. Sie hielten flammende Schwerter in ihren Händen und kamen immer näher.
Ich hatte noch nie dergleichen erlebt, deswegen war meine erste Reaktion, meine Augen zu öffnen. Aber ich sah nichts Ungewöhnliches. Also schloss ich meine Augen wieder und das Bild war wieder da. Das ängstigte mich. Ich erinnerte mich, dass in den Bibelstunden davon die Rede war, dass man böse Geister im Namen Jesu austreiben könne, und so sagte ich: „Halleluja, im Namen Jesu Christi, verschwinde Satan!“ Mir war nicht bewusst, dass ich das laut ausgesprochen hatte, aber meine Familie sagte mir später, dass es so gewesen war.
Und plötzlich wurden diese sechs dunklen Gestalten durch sechs wunderschöne, weiße Gestalten ersetzt. Ich war berührt und mir war angenehm warm, ich fühlt mich sehr sicher und geborgen. Dann war das Gebet zu Ende.
Ich wollte meine Vision niemandem erzählen, auch meiner Familie nicht, weil sie so fremd und völlig neu für mich war. Aber sie wussten, dass etwas geschehen war, denn sie hatten mich laut „Halleluja“ rufen hören. Deswegen fragten sie: „Papa, was war passiert?“ Ich sagte nur: „Oh, nichts.“ Aber sie ließen nicht locker, denn sie hatten es beim Gebet deutlich gehört. Also erzählte ich ihnen, was ich gesehen hatte und meine Frau meinte: „Gott will dir dadurch etwas sagen. Wir müssen nochmal beten.“
Die zweite Vision
Wieder auf den Knien, sah ich eine andere Vision. Ich sah mich auf einem alten Holzschiff, wie es zu biblischen Zeiten üblich war. Das Schiff und das Meer darum herum brannten. Ich hatte Panik. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Als ich aufsah und in die Ferne schaute konnte ich eine wunderschöne grüne Insel sehen. Dort stand meine Familie und meine Frau hielt unser jüngstes Kind im Arm. Sie winkten mir zu, ich solle kommen. Aber ich wusste nicht wie. Das Meer und das Schiff standen in Flammen, es gab keinen Weg zu ihnen.
Plötzlich hörte ich eine Stimme sagen: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Ich schaute wieder hinüber zu der Insel, wo die Stimme herkam und sah eine wunderschöne weiße Gestalt hinter meiner Familie stehen. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen und wusste doch, dass es der Herr, Jesus, war. Er stand hinter ihnen und legte seine Arme um sie. Meine Angst verschwand und ich sah, wie ich in das brennende Meer ging. Als ich eintrat fing ich an zu weinen wie ein kleines Kind. Dann war das Gebet zu Ende.
Ich konnte nicht aufhören zu weinen, fast 40 Minuten lang. Meine Frau fragte mehrmals, was ich denn gesehen hätte und ich erzählte ihr das Bild, das ich gesehen hatte. „Was meinst du will Gott dir damit sagen?“ fragte sie. „Wir werden nach Pacifica gehen, ja, wir müssen gehen und ich muss getauft werden zur Vergebung der Sünden.“
Die Gabe des Heiligen Geistes
Also gingen wir zu dem Seminar in Kalifornien. Nie zuvor hatte ich so viele Leute in Zungen beten hören, mit so viel Freude und Tränen, wie an dem ersten Frühgebet des Seminars. Es tröstete mich sehr. Ich fühlte, wie der Heilige Geist wirkte, nicht nur in den Gläubigen, sondern auch in mir. Ich konnte spüren, wie ich selbst vom Heiligen Geist bewegt wurde.
Meine 13-jährige Tochter empfing bei diesem Frühgebet den Heiligen Geist. Als ich sie so vor Freude strahlen sah und ihr Zeugnis hörte, wie froh und glücklich sie nun sei, war ich entschlossen, dass ich das auch erfahren wollte.
Also ging ich beim nächsten Gebet am Nachmittag gleich ganz nach vorne. Während des Gebets versuchte ich, mich ganz auf Jesus und sein Leiden am Kreuz zu konzentrieren. Ich dachte an all die Sünden, die ich in meinem Leben begangen hatte und bat Jesus demütig um seine Vergebung.
Ein Prediger legte mir beim Gebet die Hände auf. Als seine Hände sich meinem Kopf näherten, drang die Wärme seiner Hände bis zu meinem Herz. Ich begann zu schwitzen und ein herrliches weißes Licht beschien die rechte Seite meines Kopfes und drang bis hinunter in mein Herz. Als es wieder weg war, waren auch all meine Sorgen, Enttäuschungen und Traurigkeit weg.
Ich fing an zu weinen und in einer unbekannten Sprache zu sprechen. Meine Zunge begann zu rollen und ich wusste, dass der Heilige Geist mich erfüllte. Ich hatte nie zuvor in meinem Leben etwas Vergleichbares erlebt. Ich lobe Gott und bin ihm so dankbar für diese kostbare Gabe des Heiligen Geistes.
Vom Knecht zum Freund
Die restlichen Tage der Woche bis zu meiner Taufe hielt der Satan mich eifrig davon ab das zu tun, von dem ich wusste, dass Gott es von mir wollte. Ich litt jeden Tag an schlimmsten Kopfschmerzen bis hin zur Übelkeit. Manchmal konnte ich nicht schlafen, noch nicht einmal meine Augen öffnen. Gott sei Dank erkannte meine Frau, was hier vor sich ging. Sanft, aber bestimmt brachte sie mich dazu, trotzdem zum Unterricht zu gehen. Schritt für Schritt verschwanden die Kopfschmerzen und nach drei Tagen war es vorbei. Den Kampf mit dem Satan hatten wir mit Gottes Hilfe gewonnen.
Mein Sohn und ich wurden dann am 5. Juli 1985 im Pazifischen Ozean getauft und seitdem erleben wir Segen um Segen. Freilich treffen auch uns Anfechtungen und wir gehen durch schwierige Lebensabschnitte. Aber wir wissen: Der Jesus, ist mit uns und führt uns jeden Schritt dieses Weges. Er hat all unsere Sünden weggewaschen, unser ewiges Leben ist in seinen Händen und eines Tages werden wir bei ihm im Himmel sein.
Welch ein Segen und welch eine Freude ist es, von Gott aus der Welt herausgerufen worden zu sein und sein Freund zu sein. In Johannes 15,15 sagt Jesus:
„Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe.“
Ich lobe den Herrn und bin ihm so dankbar für sein wundervolles Geschenk der Liebe. Alle Ehre gebührt seinem Namen! Amen.